Seniorenwohnen: Kein Leben im starren Korsett

Malteserstift St. Stephanus hat sich in 15 Jahren spezialisiert.

Lank. Die Entwicklung des Malteserstifts St. Stephanus steht exemplarisch für die Veränderungen in der Seniorenbetreuung. „Vor 15 Jahren standen 100 Menschen auf unserer Warteliste“, erzählt die Hausleiterin Elke Jahn-Engelbert. Heute gibt es genügend Plätze, weil viele Pflegebedürftige dank des Pflegedienstes viel länger zu Hause leben können. Das heißt für die Seniorenheime: Viele Bewohner müssen sehr intensiv betreut werden.

Ausflüge sind seltener geworden. „Wir holen viele Veranstaltungen ins Haus“, erzählt Elke Jahn-Engelbert. Unterhaltsam muss das Angebot sein, nicht länger als zwei bis drei Stunden darf es dauern. „Die Bewohner lassen sich gerne unterhalten“, sagt die Hausleiterin lächelnd. Verständlich: Das Durchschnittsalter liegt aktuell bei 86 Jahren, obwohl der jüngste Hausbewohner erst 35 Jahre alt ist. „Ein dreistelliges Lebensalter ist nicht mehr die absolute Ausnahme“, sagt Maltesersprecherin Anja Schmid.

Gemeinsam mit anderen Maltesereinrichtungen oder allein, intensiv unterstützt vom Förderverein St. Stephanus und von Ehrenamtlern, sind immer wieder besondere Aktionen möglich: Eine Sternfahrt nach Kevelaer ebenso wie ein Kegelturnier an der Wii-Konsole oder eine kulinarische Weltreise.

Einige Bewohner leben von der ersten Stunde an am Wasserturm, viele kommen aus Lank. Mittlerweile sind das Haus und seine Bewohner in Lank verankert: Wenn einmal eine demente Person ihren Wohnbereich, in dem bis hin zum Porzellan vieles mit Absicht altmodisch wirkt, durchs Dorf irrt, bringen Passanten sie ins Stift zurück, erzählt Jahn-Engelbert.

Eines der wichtigsten Gremien im Haus ist der Menübeirat, in dem Dietmar Flecken, der Betriebsleiter der hauseigenen Küche, und Bewohner sich einmal monatlich zur Manöverkritik treffen: was schmeckt, was fehlt, was kann man am Speiseplan ändern.

Die Essenszeiten im Stift gleichen einem Hotelbetrieb: Frühstück von 7.30-10 Uhr, Mittagessen bis 14 Uhr, Abendessen bis 19.30 Uhr. Entsprechend flexibel ist der Dienstplan für die 150 Mitarbeiter. Ob Küchen-, Pflege- oder Reinigungskraft: Ein starres Korsett gibt es nicht mehr. „Allein in der Frühschicht von 6.15 bis 13.45 Uhr gibt es 45 verschiedene Dienstzeiten“, berichtet Jahn-Engelbert von dem familienfreundlichen Modell. Trotzdem: Personalengpässe kennt auch sie.

Was ihre Arbeit schön macht: „Die Mitarbeiter haben die Veränderungen immer engagiert mitgemacht.“ Was sie sich wünscht: „Dass sich die Gesetze nicht mehr so schnell ändern.“

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