Sondersitzung: SPD fordert Beauftragten für Flüchtlinge

Über den Antrag muss der Hauptausschuss entscheiden. Keine Prognose zu weiteren Flüchtlingen.

Frank Maatz, Erster Beigeordneter der Stadt, erinnert sich noch gut an den Anruf aus der Bezirksregierung: „Es war ein Donnerstag, um 9.41 Uhr.“ In diesem Anruf wurde die Stadt gebeten, in kurzer Zeit eine Erstaufnahme für Flüchtlinge einzurichten — über die bereits zugewiesenen 380 Flüchtlinge hinaus. Maatz gestern im Sozialausschuss: „Als am Montag drauf um 14.12 Uhr der erste Bus mit Flüchtlingen anrollte, hatten wir alles fertig.“ Das sei aber nur durch gemeinsame Arbeit von ganz vielen gegangen, die sich im Stab für außergewöhliche Ereignisse („der hatte seit zehn Jahren nicht mehr getagt“) an einen Tisch gesetzt hatten.

Seitdem leben 150 Flüchtlinge aus Syrien, Algerien, Albanien oder Eritrea in der Turnhalle des Mataré-Gymnasiums. Noch hat keiner diese Unterkunft verlassen, wurde niemand in eine andere Stadt geschickt. Aber: Das kann passieren — und dann muss Meerbusch wieder neue Flüchtlinge aufnehmen. Entweder in der Erstaufnahme oder in weiteren Einrichtungen.

Um dafür gewappnet zu sein, wurde das frühere Malteserhaus an der Uerdinger Straße in Lank für Flüchtlinge hergerichtet. Sobald die ersten zuweisungen jenseits der Erstaufnahme nach Meerbusch kommen, können dort Familien untergebracht werden. Aber: „Ich weiß nicht, wer wann zu uns kommt“, sagte der Beigeordnete immer wieder auf jede neue Frage der Politiker. Allein das Land entscheide, welcher Flüchtling wohin komme. Er glaubt: „Unser Engagement im Mataré war nur zum Aufwärmen, der Flüchtlingsstrom hält ja ungebrochen an.“ Das werde auch die Stadt Meerbusch noch stärker spüren.

Berit Sonnenburg und Dirk Hermes von den Johannitern, die sich ehrenamtlich in der Turnhalle um die Flüchtlinge kümmern, sprachen gestern von „einem friedlichen, freundlichen Miteinander“ aller Bewohner. Diese „heile Welt“ wollte Michael Bertholdt (FDP) nicht so recht glauben. „Wielange hält das an?“ Sonnenburg: „Das müssen wir abwarten.“ Sie wisse aber, dass alle Flüchtlinge erst einmal froh seien, so untergebracht und versorgt zu werden. Peter Annacker, Leiter Soziale Dienste der Stadt guckt schon nach vorne: „Wir müssen uns natürlich auf schlechteres Wetter, auch auf den Winter vorbereiten. Denn wir glauben, dass diese Unterkunft auch über den Winter hinaus bestehen bleibt.“ Der Antrag der SPD, einen hauptamtlichen Flüchtlingsbeauftragten einzustellen, behandelt demnächst der Hauptausschuss. Es würden zwar drei neue Stellen im Sozialamt frei, ob aber eine davon für einen Flüchtlingsbeauftragten eingerichtet werde, wollte der Sozialausschuss gestern nicht beschließen.

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