Sozialwohnungen: Der Bestand halbiert sich

Mietbindung endet: Sozialwohnungen sind in Meerbusch ein Auslaufmodell.

Meerbusch. Meerbusch ist ein teures Pflaster, bezahlbaren Wohnraum zu finden nicht einfach. Im Jahr 2011 bezogen 2600 Haushalte Wohngeld, weil die Bewohner nicht genug Einkommen besaßen, um ihre Miete in vollem Umfang selbst zu zahlen. Angemessenen, bezahlbaren, behinderten- und altengerechten Wohnraum zu schaffen — das formuliert Sozialdezernentin Angelika Mielke-Westerlage als Aufgabe der kommenden Jahre. Der Sozialausschuss befasst sich am Mittwoch um 17 Uhr im Sitzungssaal am Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich mit dem Thema.

800 Millionen Euro stellt das Land NRW jährlich für die Förderung des Sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung, doch die Mittel fließen nicht ab. In Meerbusch plant aktuell nur die GWH, Eigentümerin der Böhlersiedlung, den Bau von neun Sozialwohnungen. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Mielke-Westerlage. Das letzte größere Projekt, so Mielke, war 2006 der Bau von 33 altengerechten Wohnungen in Strümp.

Seit 2008 hat sich die Zahl der Sozialwohnungen in Meerbusch halbiert, ist von 1242 auf 682 Wohnungen gesunken. Günstigen Wohnraum, der sich in dieser Statistik nicht spiegelt, gibt es darüberhinaus in der Böhlersiedlung. Eine Sozialcharta, vereinbart zwischen der Stadt Meerbusch und der damaligen Eigentümerin Böhler, sorgt dafür, dass die Mieten in der alten Werksarbeitersiedlung auch nach dem Wegfall der Sozialbindung nicht marktüblich steigen und damit für die Bewohner unerschwinglich werden.

Der Prozess wird sich in den nächsten Jahren verstärken: Die Zweckbestimmung und damit der günstige, weil geförderte Mietpreis einer Wohnung endet in der Regel mit der vollständigen Rückzahlung des beim Bau gewährten Darlehens. Das wird bis 2015 in 127 Wohnungen der Fall sein, bis 2020 geschieht das mit weiteren 74. Zwischen 2020 und 2025 gehen noch einmal 177 Wohnungen vom sozialen Wohnungsmarkt.

Büderich, der Stadtteil, in dem die meisten Sozialwohnungen existieren, wird von diesem Prozess in absoluten Zahlen gesehen am stärksten betroffen sein: 312 der 378 wegfallenden Sozialwohnungen liegen in Meerbuschs größtem Stadtteil.

Hans Günter Focken, Vorsitzender des Sozialausschusses, findet den Prozess „erschreckend“. Wenn man junge Familien und Zuzug wolle, müsse man bezahlbaren Wohnraum schaffen, „nicht nur teure Einfamilienhäuser“.

Sozialpolitiker und Stadtplaner müssten eng zusammenarbeiten, um die Chance für sozialen Wohnungsbau trotz der hohen Grundstückspreise auszuloten. Fockens Vision: „Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft, die auch die Grundstücke vermarktet.“

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