„Stadt der Millionäre“: Schicke Autos und feine Villen

Trägt Meerbusch das Image „Stadt der Millionäre“ zurecht? Eher nicht, so die Meinung am WZ-Mobil.

Meerbusch. Diese Nachricht kam wenig überraschend: Das Statistische Landesamt vermeldete vor zwei Wochen, dass Meerbusch von allen 396 Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen mit 57 144 Euro je Steuerpflichtigem mit Abstand das höchste Durchschnittseinkommen im Jahr aufweist. An dem Image „Stadt der Millionäre“ ist also etwas dran. Doch merkt der Normalverdiener davon im Alltag überhaupt etwas? Die WZ hat nachgefragt.

Heinrich Burmeister zum Beispiel meint, „dass das sicher nicht frei erfunden ist. Die schicken Autos auf der Straße und die feinen Villen in Meererbusch — hier wohnen bestimmt keine Armen“. Bücherei-Mitarbeiterin Gerlinde Ertl will dagegen nicht behaupten, dass man ihren Kunden den Reichtum ansehe. „Das sind alles ganz normale Menschen. Obwohl kürzlich einer ganz aufgeregt reinkam und sagte, er hätte den Ballack gesehen.“

Elke Mannhardt merkt es vor allem bei ihrem Kind in der Schule, dass Meerbusch keine Stadt wie jede andere sei: „Die Mitschüler meines Sohnes kommen zum Großteil aus höheren Schichten. Die sind immer top angezogen und bekommen offenbar alles, was sie wollen. Da ist es manchmal schwer, mitzuhalten.“ Sie wohne dennoch gerne in Meerbusch, „auch wenn sicherlich der ein oder andere Snob hier herumläuft“.

Sofia Lehmann sagt, dass sie von dem Image nicht viel halte, „und selbst wenn es zutreffen sollte, bekommt man davon auf der Straße nichts mit. Hier leben ganz normale Menschen wie anderswo auch“. Karl-Heinz Krüger dagegen ärgert sich manchmal schon, „wenn die Leute ihre Nase ganz oben tragen und meinen, sie wären was Besseres“.

Jürgen Beine wohnt seit mehr als 20 Jahren in Meerbusch, kennt persönlich aber keine Millionäre. „Ja, an den Fahrzeugen erkennt man schon, dass hier Menschen mit viel Geld leben. Aber im Alltag bekomme ich davon sonst nicht viel mit.“ Der Enkel von Anna Meier ist Schüler an einem Meerbuscher Gymnasium. Aus seinen Erzählungen weiß sie, dass einige seiner Schulkameraden aus einem vermögenden Haushalt stammen. „Diese Leute sind aber sehr angenehm und verhalten sich so wie alle anderen auch.“

Albert Pannen gefällt das Image „Stadt der Millionäre“ nicht, „das klingt irgendwie arrogant“. Die 19-jährige Sarah besucht zwar ein Gymnasium in Düsseldorf, ihre Freunde kommen aber zumeist aus Meerbusch. „Ich merke schon häufig, dass sich manche meiner Freunde mehr leisten können als ich. Einige von ihnen kaufen sich zum Beispiel mal eben eine von Papa finanzierte Jeans für 100 Euro, das kann ich nicht.“ Andere wiederum müssten sich ihre Kleidung von dem Verdienst eines Nebenjobs kaufen. Cool finde sie aber, sagen zu können, dass sie in der Stadt wohnt, in der auch Michael Ballack lebt.

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