Streit um „Nazi-Fresko“

Wandbild in dem ehemaligen HJ-Heim sorgt im Ausschuss für Diskussionsstoff.

Büderich. Wie geht man mit dem Fresko aus der NS-Zeit im Verwaltungsgebäude am Dr.-Franz-Schütz-Platz um? Höchst unterschiedlich waren die Meinungen im Kulturausschuss, als es um eine mögliche Freilegung des 1939 von Fritz Schlüter angefertigten und elf Jahre später übertünchten Wandgemäldes im ehemaligen HJ-Heim ging.

Fakt ist: Restauratoren haben das Bild unter den jüngeren Anstrichschichten nicht nur entdeckt, sie halten eine zumindest teilweise Offenlegung aus konservatorischen Gründen auch für machbar. Doch will man das wirklich?

Einig waren sich die Politiker, dass es sich bei dem Werk nicht um Kunst, sondern lediglich um Propaganda-Material handele, das „die heile Welt der NS-Zeit zeigt“, wie Carsten Herlitz (CDU), der eine Freilegung ablehnt, es beschreibt.

Lukas Wycislik (Zentrum) hingegen hält das Fresko für „ein Zeitdokument, das die Geschichte des Ortes ausmacht. Man kann nicht alles ausradieren, als hätte es den Nationalsozialismus hier nie gegeben.“

Mike Kunze (CDU) fände es zumindest ratsam, den Schulen eine Abbildung zur Verfügung zu stellen. „Das Fresko zeigt, wie Jugend früher instrumentalisiert wurde. Kinder können heutzutage sonst gar nicht begreifen, wie so etwas möglich war.“ Während Christa Buers (SPD) das Fresko als Mahnmal für gänzlich ungeeignet hält, befürchtet Helga Fingerhut (UWG) gar, einen Wallfahrtsort für Neo-Nazis zu schaffen.

Eine ganz andere Ansicht vertritt die Denkmalbeauftragte Rosemarie Vogelsang: „Mit solchen Bildern wurde Kindern vorgegaukelt, die Welt sei so schön, dass es sich lohne, für das Vaterland zu sterben.“

Sie hat die Namen von 72 Büderichern recherchiert, die früher das HJ-Heim besucht haben und später gefallen sind. Diese Liste, versehen mit einer zusätzlichen Erläuterung, würde das Denk- auch zu einem Mahnmal machen, schlug sie vor.

Einig waren sich Winfried Schmitz-Linkweiler (Grüne) und Franz-Josef Radmacher (CDU), dass bei der engagierten Diskussion ein Punkt unter den Tisch zu fallen drohe: Bereits vor längerer Zeit habe der Ausschuss festgelegt, dass die gesamte Geschichte des Gebäudes inklusive seiner NS-Vergangenheit in irgendeiner Form öffentlich dokumentiert werden solle, und das Fresko daher nur Teil einer Gesamtbetrachtung sein könne. Geschehen sei in dieser Hinsicht bis heute allerdings nichts. Eine Entscheidung wurde vertagt.

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