Streit um Wort und Haltung

Hitziges Wortgefecht im Rat: Gabernig wirft CDU-Politikern Ignoranz vor.

Meerbusch. Die Diskussion über die Bewertung von Personen und Haltungen zur Zeit des Nationalsozialismus, in Meerbusch ausgelöst durch die Verlegung von Stolpersteinen und eine Kontroverse um die Umbenennung von Hugo-Recken- und später auch Hindenburgstraße, wird persönlich. Aktueller Auslöser ist der Streit um eine Informationsveranstaltung zum Militär und späteren Reichspräsidenten Hindenburg, die die CDU rundweg als überflüssig ablehnt.

Ratsherr Thomas Gabernig (FDP, Foto) war im Rat empört und „zutiefst befremdet“ vom Verhalten von CDU-Politikern, die in keiner Weise angemessen mit dem Problem umgingen, sich von den Taten des Naziregimes nicht deutlich distanzierten oder auch das Ringen um die Straßenumbenennung als Schildbürgerstreich abkanzelten. Er lasse es sich nicht mehr gefallen, dass so mit den Opfern des Regimes umgegangen werde.

Durch die Reihe fühlten sich die CDU-Mitglieder durch Gabernigs Anwürfe angegriffen und unter Generalverdacht gestellt. Da half auch nicht, dass der betonte: „Die meisten in der CDU sind anständige Menschen.“

Die Verstimmung war greifbar. Entsetzt war Gabi Pricken (CDU) darüber, dass sie in einen „Topf mit brauner Soße geschmissen“ werde. Werner Damblon (CDU) betonte, dass man niemanden persönlich habe verletzen wollen. „Aber es ist nun mal so, dass ich es für völlig überflüssig halte, 3000 Euro für eine Veranstaltung auszugeben, um Meerbuscher Bürgern etwas über Hindenburg beizubringen.“

Unterstützung bekam Gabernig von Heidemarie Niegeloh (SPD), die bei der CDU „den Respekt vor den Opfern“ vermisste, und von Klaus Rettig (FDP), der einen professionellen Umgang mit dem der Straßenumbenennung zugrundeliegenden Bürgerantrag anmahnte.

Rettig trat auch dem „negativen Menschenbild“ von Renate Kox (CDU) entgegen. Kox hatte zuletzt im Hauptausschuss den Sinn eines Infoabends bezweifelt: Jeder Besucher werde ungeachtet neuer Erkenntnisse sowieso bei seiner Meinung bleiben.

Dass das nicht so sein muss, belegen die Erfahrungen eines Mataré-Geschichtskurses, die der Schüler Victor Langensiepen und Geschichtslehrer Oliver Tauke in der Schulzeitung MataReport 2013/2014 darlegen. 20 Kursteilnehmer hatten sich kritisch mit Meerbuschs Geschichte, mit Hugo Recken und auch dem Mahnmal für deportierte und ermordete Juden in Lank auseinandergesetzt. Vor der intensiven Beschäftigung mit der Thematik sprachen sich nur drei von 20 Schülern für eine Umbenennung aus. Nach den Studien und Diskussionen wollten nur noch vier den Straßennamen — hier Hugo Recken — beibehalten.

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