Strümper Berg: Die gelebte Verkehrsdisziplin

Anwohner sind enttäuscht. Strümper Berg bleibt offen für alle Autofahrer.

Strümp. Die Anwohner des Strümper Bergs sind hartnäckig. Vor zwei Jahren wurde der Antrag, ihre Straße abzupollern, um den Durchgangsverkehr im Allgemeinen und Raser im Besonderen fernzuhalten, von der Politik abgeschmettert. Stattdessen wurde als verkehrsberuhigende Maßnahme lediglich das Anbringen von Baumscheiben beschlossen.

„Das hat sich nicht bewährt. Im Gegenteil: Der Verkehr ist gestiegen, die Geschwindigkeit hat zugenommen. Teilweise wird mit bis zu 80 oder 90 Stundenkilometern geheizt“, erklärte Henning Ohlsson als Sprecher der Anwohnergemeinschaft im Bauausschuss.

Die Anwohner des Strümper Bergs hatten jetzt eine erneute Anregung eingebracht. Ihr Vorschlag: ein zeitlicher begrenzter Versuch mit der Beschilderung „Durchfahrt verboten“ und dem Zusatz „Anlieger frei“. Doch auch dieser Vorstoß fand keine Mehrheit im Ausschuss, obwohl aus allen Parteien — außer von der CDU — teilweise Sympathie für das Anliegen geäußert wurde.

Das einzige Zugeständnis: Auf der Straße soll in Form von Piktogrammen in großen Lettern darauf hingewiesen werden, dass am Strümper Berg eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h gilt.

Dass es zu mehr nicht reichte und zumindest die CDU geschlossen für den Verwaltungsvorschlag votierte, der Bürgeranregung nicht zu folgen, war vor allem auf eine erneute Verkehrszählung zurückzuführen, die der Kreis durchgeführt hat. Die Zahlen decken sich weitgehend mit denen der Stadt aus dem Jahr 2009. Fazit: Die Verkehrsbelastung sei für eine Sammelstraße wie den Strümper Berg normal, extreme Geschwindigkeitsüberschreitungen ge-be es auch nicht.

Dass Verkehrsexperte Christian Bromm vom Kreis bei der Vorstellung der Ergebnisse jedoch lediglich Verstöße jenseits der 50 km/h für erwähnenswert hielt, 85 Prozent der Autofahrer sich aber per se nicht an die 30 km/h halten würden, fand nicht nur Guido Fliege (Grüne) inakzeptabel. Dass sich kaum einer an Geschwindigkeitsbegrenzungen in Anwohnerstraßen gebunden fühle, sei nun mal Alltag, relativierte Dezernent Just Geard: „Das ist gelebte Verkehrsdisziplin.“

Den Vorschlag von Thomas Gabernig (FDP), das Abbiegen in den Strümper Berg zumindest von Ilverich kommend zu verbieten, fand neben Fliege zwar auch Jörg Kroes (UWG) charmant, bei einer Enthaltung (Gabernig) und drei Gegenstimmen (Grüne, UWG) wurde die Bürgeranregung aber letztlich dennoch abgelehnt.

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