Von den Germanen bis in die Neuzeit

Der Strümper Egon Harings hat die komplette deutsche Geschichte in englischer Sprache aufbereitet.

Strümp. Alles begann, als der Sohn von Egon Harings vor gut 20 Jahren nach Australien auswanderte. Fünf Jahre später besuchte der Filius mit seiner neuen Frau Deutschland, und die Australierin bekundet auffallendes Interesse an deutscher Geschichte. Allerdings gebe es kaum kompakt zusammengefasste Lektüre in englischer Sprache, habe sie geklagt.

Dem nahm sich Egon Harings an, denn beruflich war er tagtäglich als Angestellter in der Stahlindustrie gezwungen, Konversationen in Englisch zu führen. „Geplant waren vier, fünf Briefe. Doch in denen kam ich über Christi Geburt nicht hinaus“, erinnert sich der Strümper. Kurzum: Es wurden 99 Briefe, teilweise bis zu zehn Seiten lang, angereichert mit eigenen Illustrationen.

Die Ehe des Sohnes ging in die Brüche und Harings vorzeitig in Rente. Jetzt war der Frühpensionär trotz der beendeten Liaison nicht mehr aufzuhalten. Von den Germanen bis zu den beiden Weltkriegen rekapitulierte er die deutsche Geschichte — aufbereitet in kleinen Häppchen, jedes noch so unbedeutende Jahr wurde mit wenigstens zwei Sätzen bedacht.

„Ich wollte eine lückenlose chronologische Einordnung. Wer es ausführlicher haben will, kann ja anderswo nachschlagen“, erklärt der Hobby-Historiker. Sein Quellen seien vielfältig: Historische Schinken aus der persönlichen oder einer öffentlichen Bibliothek zählten ebenso dazu wie Zeitungsartikel oder das Internet. Auf Urlaubsreisen mit seiner Frau verwickele er außerdem zu gerne Menschen in Gespräche — natürlich vorzugsweise über Historisches.

Von Bekannten animiert, habe er sich vor zweieinhalb dann getraut, seine Abhandlung einem Verlag anzubieten, erzählt Harings. Und tatsächlich: Der August-von-Goethe-Verlag in Frankfurt biss an. „Der Plan, alles in einem Buch zu veröffentlichen, hätte aber wegen des enormen Umfangs nicht funktioniert“, blickt der 69-Jährige zurück.

Stattdessen hat der Autor bis jetzt sechs Bände mit jeweils über 400 Seiten und eigenen Illustrationen fertiggestellt. Zwei wurden bereits veröffentlicht, mit Band sieben, der Ereignisse bis 2014 enthalten soll, will der Strümper sein historisches Lebenswerk abschließen.

„Ich hatte gehofft, dass alles ein wenig schneller geht, doch bis sämtliche Korrekturen erledigt sind, kann schnell ein Jahr vergehen“, sagt Harings, der dennoch mit der Veröffentlichung von Band drei noch in diesem Jahr rechnet.

Der Verkaufserfolg sei bis jetzt noch bescheiden, auch wenn bilinguale Gymnasien ebenso Interesse angemeldet hätten wie die Universität in Frankfurt. Der Durchbruch soll jedoch auf anderem Wege gelingen: „Ein Verlag in New York hat das Werk in sein Repertoire aufgenommen, zurzeit wird gedruckt.“

Gerade für Amerikaner, die allgemein wenig von deutscher Geschichte wüssten, sei diese Aufbereitung in kurzen Sequenzen doch ideal, spekuliert der Meerbuscher. „Wer sich für eine bestimmte Epoche interessiert, wird schnell fündig, ohne allzu viel Lesestoff durchackern zu müssen“, sagt Harings.

Inzwischen hat der 69-Jährige auch seinen ersten Roman fertiggestellt („Eine Familiengeschichte“) sowie einen Band mit Reise-Kurzgeschichten geschrieben. Roman Nummer zwei über das Thema Mobbing hat Harings ebenfalls schon in Angriff genommen.

www.august-goethe- verlag.de

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