Von der Werkstatt aufs Wasser

Erhard Cziczkus hat von der Lehre bis zur Rente „bei Münte“ gearbeitet.

Lank-Latum. Erhard Cziczkus vermisst nichts. „Ich habe Arbeit genug“, sagt der 64-Jährige, der seit dem 1. Juli im Ruhestand ist. 50 Jahre hat er als Kfz-Mechaniker gearbeitet — und zwar in ein und demselben Betrieb: in der Werkstatt von Josef Müntefering („bei Münte“) an der Uerdinger Straße, gleich hinter der dazugehörigen Esso-Tankstelle.

Jetzt gilt die Aufmerksamkeit von Cziczkus anderen Motoren. Er bastelt in Gellep-Stratum unentwegt an seinem Motorboot. „Anfang der 90er Jahre habe ich den Rumpf gekauft und das Boot innerhalb von fünf Jahren ausgebaut. Meine Frau und ich haben schon viele schöne Touren nach Frankreich, Holland oder an die Mosel gemacht“, erzählt der Freizeit-Kapitän. Und da Cziczkus ohnehin so oft vor Ort ist, „mache ich dort noch den Hafenmeister und winke die Schiffe rein oder raus. Langweile kenne ich nicht“, sagt der Rentner.

Seine Mutter wollte eigentlich, dass Cziczkus Verkäufer in einem Teppichladen wird. „Doch dazu hatte ich überhaupt keine Lust. Ich habe schon immer gerne herumgeschraubt und beispielsweise Mopeds frisiert. Eine Kreidler hab ich auf 130 Stundenkilometer gebracht. Da haben die Schupos aber blöd geguckt“, erzählt er, wohl wissend, dass ihn nach fünf Jahrzehnten kaum jemand für seine Jugendsünden belangen wird.

Dass er entsprechend seinen Neigungen bei Müntefering in die Lehre gegangen ist, hat er nie bereut. „Ich bin halt treudoof da geblieben, wo ich angefangen habe“, sagt Czicz-kus. Nur einmal, als er vor 30 Jahren für eine Weile in Velbert lebte, hätte er fast gewechselt. „Zum Glück habe ich es nicht getan, der Laden hat nach kurzer Zeit wieder dicht gemacht.“

In der Werkstatt in Lank hat man ihm vertraut. „Ich hatte Narrenfreiheit im positiven Sinne.“ In der Anfangszeit wurden hauptsächlich Opel repariert. „Rekord, Kadett, aber auch Admiral, Kapitän oder Diplomat“, zählt der 64-Jährige Markennamen auf, die bei Oldtimer-Fans nostalgische Gefühle aufkommen lassen. Er selbst ist nach Renault und BMW auch wieder zu Opel zurückgekehrt: „Ich fahre jetzt einen Frontera.“

Froh ist Cziczkus darüber, dass er sich jetzt nicht mehr den Kopf über die Probleme mit modernen Autos zerbrechen muss. „Früher war alles einfacher, nach einem halben Tag war das Auto fertig. Jetzt, mit der ganzen Elektronik, mussten wird die Kunden manchmal direkt wieder wegschicken, wenn uns das passende Werkzeug fehlte oder die Ersatzteile nicht zu bekommen waren. Oder es dauerte eine Woche, bis der Wagen endlich fertig war.“

Das ist nicht mehr die Welt des Erhard Cziczkus, der es gewohnt war, jedes Problem zu lösen, selbst wenn er nach Feierabend noch in der Werkstatt Überstunden machte. „Das hat mir nichts ausgemacht. Hauptsache, die Karre fuhr nachher wieder.“

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