Von Gaumensegeln und Zäpfchen

Sprachanalyst Konrad Beikircher findet zurecht: „Schön ist es auch anderswo.“

Lank-Latum. Deutsch ist nicht gleich Deutsch. Das weiß keiner besser als Konrad Beikircher. Ob Rheinländer, Schwabe, Hanseate oder Hesse — nicht nur der Zungenschlag unterscheidet sich. Auch die Charaktere können unterschiedlicher kaum sein, obwohl man doch zu ein und demselben Volk gehört.

Genüsslich nimmt sich der gebürtige Südtiroler und eingebürgerte Rheinländer dieser nur vordergründig absurd erscheinenden Tatsache auch in seinem aktuellen Programm „Schön ist es auch anderswo“ an.

Er beweist im ausverkauften Forum Wasserturm, dass sich hinter einem für den Laien unverständlichen, nur wenige Silben enthaltenen Ausruf, ganze Lebensgeschichten verbergen können. Und Beikircher zeigt auf, wie bei der Lautbildung des jeweiligen Dialekts Lippen, Gaumensegel oder Zäpfchen zielgerichtet zum Einsatz kommen.

Versuche, seine skurril anmutenden Erläuterungen zusammenfassend wiederzugeben, müssen gnadenlos scheitern. Beikircher ist ein kabarettistisches Gesamtkunstwerk. Der Inhalt seiner rhetorisch feinsinnig erzählten Analysen des deutschen Sprachgebrauchs, die er dem Publikum im Stile eines Dozenten am zum Rednerpult umfunktionierten Bistrotisch zu Gehör bringt, ist nur ein Teil seines typischen Humors.

Erst im Zusammenspiel mit dem Timbre seiner stets nachsichtig klingenden Stimme, dem verschmitzten Augenaufschlag und der ausufernden Gestik wird die Nummer auf der Bühne perfekt.

Dem 65-Jährigen, der in Lank tapfer gegen einen „Steckschnupfen“ ankämpft, gelingt es dabei auf unnachahmliche Weise, Grammatik und Semantik zu einer höheren Humorform zu erheben. In seinem Bestreben, Dialekte aufzuschlüsseln und vor allem die Urtümlichkeiten des Rheinischen Universums zumindest in Ansätzen dem staunenden Zuschauer nahezubringen — vor dem rheinischen Widerstand etwa hätten sogar die Hunnen verblüfft die Waffen gestreckt — bleibt Beikircher einmalig.

Doch der ehemalige Gefängnispsychologe erinnert sich auch seiner sprachlichen Wurzeln. Die liegen in Bruneck, und die Menschen aus dem Pustertal sprechen einen Dialekt, der klingt wie Musik. „Da kann sogar der Rheinländer einpacken“, behauptet Beikircher.

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