Wie deutsch-französische Freundschaft funktioniert

Freunde aus Meerbusch und Fouesnant beweisen im Landtag, wie einem Vertrag Leben eingehaucht werden kann.

Meerbusch/Düsseldorf. Als die Freunde aus Meerbusch und Fouesnant das Rund im Plenarsaal des Landtags betraten, lockerte die Stimmung auf. In vielen Reden wurde zuvor von namhaften Persönlichkeiten an die Unterzeichnung des Élysée-Vertrags zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle vor 50 Jahren erinnert. Was dieser historische Schulterschluss für die Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen aber im wahren Leben bedeuten kann, wurde erst so richtig im Rahmen dieser abschließenden Talkrunde deutlich.

Nicht umsonst hatte der Landtags-Vizepräsident Oliver Keymis Vertreter seiner Heimat- und deren Partnerstadt in der Bretagne für ein Gespräch nach vorne gebeten. Bürgermeister Dieter Spindler berichtete von seinen aufrichtigen Bemühungen, die französische Sprache zu lernen — und bekam von Pierre Korzilius vom Institut Français sofort das Angebot, einen Kurs bei ihm zu belegen.

Spindlers Pendant Roger Le Goff wiederum erzählte, dass er bereits 36 Mal die 1000 Kilometer zwischen Fouesnant und Meerbusch zurückgelegt habe. Immerhin besteht die Freundschaft zwischen beiden Städten schon seit annähernd 45 Jahren.

Initiator war damals Rolf Cornelissen. Er sei höchstpersönlich zugegen gewesen, als de Gaulle in Düsseldorf die Massen faszinierte. „Das war wie Karneval, eine richtige Volksfeststimmung. Seinen Klops, Düsseldorf nach Westfalen zu verlegen, verzieh man ihm nur allzu gerne“, erinnerte sich der ehemalige Direktor der Grundschule in Strümp, der nach einer Zeitungsanzeige der Gemeinde Fouesnant („Wer sucht eine französische Partnerstadt?“) sofort Nägel mit Köpfen machte.

Davon profitieren noch heute viele Deutsche und Franzosen aus beiden Städten. Wie die „Anciens Jeunes“, die trotz inzwischen reiferen Alters partout nicht erwachsen werden wollen. Intensive Freundschaften und gegenseitige Besuche prägen das Verhältnis der Mitglieder des ehemaligen Jugendaustausches.

„Den ersten Kuss und den ersten Liebeskummer habe ich in Fouesnant erlebt“, blickte die von Keymis zu ihrer Überraschung ebenfalls nach vorne zitierte Gabi Pricken zurück. Und ihr Kumpel Eric Ligen bestätigte grinsend: „Es kann für das Erlernen der Sprache bestimmt nicht schaden, wenn man eine deutsche Freundin hat.“ Seine Tochter ist gleich ganz in Deutschland geblieben.

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