Workshop in Osterath: „Schwäche kann eine Stärke sein“

Christina Beyerhaus versucht, Kindern das Schauspielfach nahe zu bringen.

Osterath. Mit der Leitung einer AG in der Schule ihrer älteren Tochter fing 2003 alles an. "Eltern fragten mich, ob ich mir nicht vorstellen könnte, das Projekt auszudehnen. Denn in Bereichen wie Musik oder Sport gab es jede Menge Angebote, nicht aber für die Schauspielerei", erinnert sich Christina Beyerhaus.

Dem ersten folgten eine ganze Reihe weiterer Workshops für Kinder. Nach einer erneuten Babypause im Vorjahr will die Schauspielerin, die in den vergangenen zehn Jahren recht gut im Geschäft war, nun an ihr altes Erfolgsrezept anknüpfen.

Ab dieser Woche wird sie Kindern zwischen acht und zwölf Jahren vermitteln, wie es ist, auf einer Bühne das Lampenfieber auszublenden und in ihren Rollen mit fiktiven Charakteren zu verschmelzen. Als Höhepunkt wartet auf die Nachwuchs-Mimen eine Aufführung vor den Eltern.

Christina Beyerhaus nimmt ein bekanntes Kinderbuch als Ausgangsbasis für die Probenarbeit. Sie wird die Texte, wenn nötig, umschreiben oder gar neue Figuren hinzufügen. Nachdem die Osteratherin zuletzt Adaptionen von Harry Potter oder Hanni und Nanni auf die improvisierte Bühne in der evangelischen Kirche gebracht hat, bleibt das neue Thema noch geheim: "Es soll eine Überraschung werden."

Ein Prinzip ihrer Arbeit will sie beibehalten: "Wir rotieren. Jeder soll Haupt- wie Nebenrollen spielen - mal mit viel, dann mit wenig Text." Dass Randfiguren einer Handlung naturgemäß weniger Entfaltungsmöglichkeiten bieten, sei Teil des Lernprozesses. "Dann muss ich Kinder auch schon mal bremsen. Sie zu pushen, ist dagegen nur selten notwendig", so die 32-Jährige.

Der Drang, etwas anderes darstellen zu wollen als das, was man in der Realität verkörpert, sei praktisch jedem Kind in die Wiege gelegt worden, hat die Schauspielerin erkannt, als sie selbst Mutter wurde. Dieses Talent zu formen, sei ihre Aufgabe in den Workshops.

Manche Bühnengesetze, die sie vermittelt, kämen auch im wahren Leben zur Anwendung. "Das freie Sprechen vor anderen ist ja auch in der Schule unerlässlich. Und die Steigerung des Selbstwertgefühls ist fast immer ein Resultat des Workshops."

So berichtet Christina Beyerhaus, die ihr Handwerk in der Arturo-Schauspielschule in Köln von der Pike auf gelernt hat, etwa von einem Mädchen, das anfangs extrem schüchtern gewesen sei. "Dann hat sie aber in einer sehr traurigen Szene einen Charakter derart überzeugend dargestellt, dass im Anschluss eine atemlose, fast andächtige Stille im Raum herrschte." Ergebnis: "Die Kinder lernen, dass Schwäche in bestimmten Situationen zu einer Stärke werden kann."

Manche Kinder (Beyerhaus: "Zumeist sind es Mädchen. Die Jungen sind aber im Kommen") würden in der Tat davon träumen, später Schauspieler zu werden. "Das Allerwichtigste ist aber, dass alle Spaß haben, dass sie lernen, auch einmal etwas falsch machen zu dürfen, ohne dass es Konsequenzen hat", sagt die Osteratherin. Für sie hätte es neben dem Schauspielfach nur eine einzige Berufs-Alternative gegeben: "Lehrerin." Jetzt hat sie beide Traumjobs miteinander vereint.

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