Züge sind so laut wie Staubsauger

Erstmals liegen Daten vor, wie laut der Zuglärm an Häusern entlang der Bahnstrecke in Osterath tatsächlich ist.

Meerbusch. 110 Personen- und 79 Güterzüge befahren im Schnitt pro Tag die Schienenstrecke durch Osterath in beiden Richtungen. Schon seit Jahren klagen Anwohner über die enorme Lärmbelastung durch den Schienenverkehr — insbesondere im nördlichen Streckenabschnitt, wo dem es keine Lärmschutzwände gibt.

Erstmals gibt es jetzt genaue Zahlen, wie laut der Zugverkehr wirklich ist. Das Eisenbahn-Bundesamt legte eine Lärmkartierung vor: Der sogenannte LDEN an den Fassaden betroffener Häuser liegt danach mit mehr als 75 Dezibel deutlich höher als beim Straßenverkehr. „Für die Nacht wurden noch Belastungen von mehr als 70 Dezibel berechnet“, heißt es in einer Vorlage für den nächsten Umweltausschuss, verfasst vom neuen Ersten Beigeordneten Frank Maatz.

Aus der Lärmstatistik geht auch klar hervor: Nachts werden mehr Meerbuscher durch den Schienenverkehr belastet als tagsüber. 6370, schätzt das Eisenbahn-Bundesamt, sind es am Tage, 16 320 in der Nacht.

Einklagbar sind Lärmminderungsmaßnahmen nicht: Für bestehende Strecken gelten keine einzuhaltenden Grenzwerte. „Freiwillige Betriebsbeschränkungen wie die oft geforderte Höchstgeschwindigkeit oder reduzierter Verkehr zur Nachtzeit wurden vom Eisenbahn-Bundesamt auf Nachfrage bereits als nicht praktikabel verworfen“, schreibt Maatz. „Eine Option wäre aber ein städtisches Programm, das passive Maßnahmen wie den Einbau von Schallschutzfenstern für besonders belastete Wohnungen bezuschusst.“

Frank Maatz, Erster Beigeordneter, über Lärmschutz

Solch ein Programm gibt es beispielsweise in Düsseldorf. 200 000 Euro Fördergelder sind dort pro Jahr im Topf. Als „besonders belastet“ dürften Wohnungen gelten, an deren Häuserfront tagsüber mehr als 70 und nachts mehr als 60 Dezibel erreicht werden. Davon betroffen sind nach der Schätzung in Osterath 880 Einwohner.

Längerfristig geht die Bundesregierung von stark steigenden Verkehrszahlen auf der Schiene aus: der Güterzugverkehr soll gegenüber heute bis zum Jahr 2025 um 65 Prozent zunehmen, der Personenverkehr um knapp 26 Prozent. Das Bundesverkehrsministerium setzt zur Lärmreduzierung auch auf eine Umrüstung der Züge: Bereits in fünf Jahren sollen keine lauten Güterwagen mehrfahren dürfen. Aktuell liegt der Anteil bei 92 Prozent.

Eine Besonderheit weist die Lärmkartierung auf, die der Stadt nicht erklärbar ist: Obwohl im südlichen Streckenabschnitt eine Lärmschutzwand existiert, sind die vom Eisenbahn-Bundesamt ausgewiesenen Lärmwerte dort sehr hoch. „Nicht plausibel“, so Maatz. „Da besteht noch Klärungsbedarf.“

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