Mietwohnungen werden Mangelware

Institut fordert bessere Förderung des Sozialen Wohnungsbaus.

Rhein-Kreis Neuss. Wohnungsknappheit zeichnet sich ab: Bereits in fünf Jahren werden im Rhein-Kreis Neuss mehr als 710 Mietwohnungen fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Pestel-Instituts. „Wenn der Wohnungsbau im Kreis nicht deutlich zulegt, klafft eine enorme Lücke. Dann werden bezahlbare Wohnungen zur Mangelware“, sagt Matthias Günther, der Leiter des Pestel-Instituts.

In den vergangenen Jahren sei eine Menge versäumt worden. „Die größte ‚Bausünde’ war, dass zu wenig neu gebaut wurde. Vor allem der Mietwohnungsbau ging generell zurück. Schuld daran waren schlechte Rahmenbedingungen. Es war einfach zu unattraktiv, Mietwohnungen zu bauen“, sagt Günther. So habe es im Rhein-Kreis im vergangenen Jahrzehnt einen nur geringen Neubau von Wohnungen gegeben. Gemessen am gesamten Wohnungsbestand waren dies lediglich 0,67 Prozent pro Jahr.

Das Institut sprach von einem „Neubau-Defizit“ und warnte gleichzeitig vor einer „Überalterung der Bausubstanz“. Rund 44 Prozent der Wohnungen im Kreis stammten aus der Zeit vor 1970 — viele davon aus den Nachkriegsjahren. „Ein Großteil ist weit von dem entfernt, was heute Standard ist: beim Energieverbrauch, bei der altersgerechten, barrierearmen Ausstattung und beim Grundriss“, sagt Günther.

Um gutes und bezahlbares Wohnen zu sichern, müsse der Wohnungsneubau deutlich attraktiver gemacht werden. Hier komme es darauf an, die richtigen Anreize zu setzen. „Was wir brauchen, ist mit der derzeitigen staatlichen Wohnungsbauförderung nicht hinzubekommen.“

Effektiv sei insbesondere eine steuerliche Erleichterung für den Mietwohnungsbau. So hält der Wissenschaftler die Erhöhung des jährlichen Abschreibungssatzes von derzeit 2 auf 4 Prozent für besonders wirkungsvoll. „Das macht schon deshalb Sinn, weil bei einem Neubau viele Teile eine Lebensdauer von nicht einmal 25 Jahren haben. Dazu gehören Heizkessel, Wärme- und Wasserpumpen, Außen- und Innenanstrich. Deshalb brauchen Bauherren eine höhere Abschreibung“, so Matthias Günther. Darüber hinaus spricht er sich für den Neubau von Sozialwohnungen aus. „Sonst wird das Wohnen für immer mehr Menschen unbezahlbar — insbesondere für Rentner, Familien und Beschäftigte mit geringem Einkommen“, so der Leiter des Pestel-Instituts.

Einen Teil der Wohnungsknappheit im Rhein-Kreis Neuss habe die Bundespolitik mit verschuldet. Davon sind führende Verbände der Bau- und Immobilien-Branche überzeugt, die die Pestel-Studie in Auftrag gegeben haben. Das sind der Deutsche Mieterbund (DMB) und die IG Bauen-Agar-Umwelt (IG BAU) gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM).

Bei der Förderung des Mietwohnungsbaus stehen der Bund und die Länder in der Pflicht, so die Forderung der Wohnungsbau-Initiative. Schwerpunkt müsse der Soziale Wohnungsbau sein. Dabei sollte der Bund den Ländern künftig mehr Mittel zur Verfügung stellen. Im Gegenzug sei es notwendig, dass die Länder garantierten, dieses Geld ausschließlich für den Wohnungsbau einzusetzen und durch eigene Mittel aufzustocken. Red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort