27 Standorte sollen Platz für 2000 Flüchtlinge bieten

Die Ressourcen werden spätestens in drei Jahren zur Verfügung stehen.

Neuss. Das Einvernehmen in der Politik ist groß: Aus der Frage, wo die wachsende Zahl von Flüchtlingen untergebracht werden soll, soll kein Parteienstreit erwachsen. Deshalb wurde die Liste der 27 Standorte, an denen die Stadt in den nächsten drei Jahren Platz für mehr als 2000 Menschen schaffen will, gestern im Hauptausschuss nur zur Kenntnis genommen. Doch: Ob der Frieden hält? Während in den vergangenen Wochen vor allem über den Neubau einer Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes an der Stresemannallee debattiert wurde, hat eine Arbeitsgruppe im Rathaus das ganze Stadtgebiet nach Gebäuden und Flächen für kommunale Flüchtlingsunterkünfte abgesucht.

Aktuell sind von den 367 Plätzen in städtischen Einrichtungen noch 180 frei. Doch weil die Zahl der Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen, weiter wächst, rechnet Sozialdezernent Stefan Hahn mit der Zuweisung von monatlich 50 Personen, die in Neuss dauerhaft untergebracht werden müssen. Die ersten kommen in diesen Tagen an.

Weil die freie Kapazität schnell erschöpft sein wird, muss die Stadt noch in diesem Jahr voraussichtlich gut 250 neue Wohnheimplätze schaffen. Dazu wurden schon Mietverträge für zwei Häuser mit Schlichtwohnungen des Bauvereins an der Düsseldorfer Straße unterzeichnet, wo wohl im Juni die ersten Flüchtlinge untergebracht werden. Unmittelbar soll an drei weiteren Standorten mit dem Aufbau von Wohncontaineranlagen mit 200 Plätzen auf den Parkplätzen von Südbad, Nordbad und auf einer Fläche an der ehemaligen Schokoladenfabrik begonnen werden.

Bis Ende 2016, so rechnete gestern Bürgermeister Herbert Napp vor, werden noch einmal 600 Plätze geschaffen werden müssen — und das obwohl die Stadt die Anstrengungen verstärkt hat, Flüchtlinge schneller in Privatwohnungen zu vermitteln.

Der rechnerische Mehrbedarf entspricht sechs Einrichtungen in der Größenordnung der gerade erst fertiggestellten Unterkunft am Berghäuschensweg.

Die Einrichtung von Notunterkünften etwa in Turnhallen bleibt ausgeschlossen. Menschenwürdig soll die Unterbringung sein, betont Hahn. Die möglichen Standorte für die Flüchtlingshäuser in den Quartieren sind mit der gestern vorgelegten Liste benannt.

Die gibt allerdings keine Reihenfolge vor. Die „Task-Force“ der Stadtverwaltung werde alle Standorte parallel bearbeiten und in der Reihenfolge auf die zugreifen, die verfügbar sind, hieß es gestern. Denn zum Teil muss noch der Flächennutzungsplan angepasst oder — bei bestehenden Gebäude — ein Mietvertrag verhandelt und unterzeichnet werden. Das gilt zum Beispiel für das ehemalige Abschiebegefängnis für Frauen an der Grünstraße.

Um die Sozialverträglichkeit zu gewährleisten, wurde darauf geachtet, dass bei der Standortsuche kein Stadtteil ausgespart blieb. Die Stadt sagt aber zu, vor dem Zugriff auf einen Standort vorab die Bürger zu informieren. Derzeit geht die Verwaltung aus, dass die Standorte zeitlich befristet genutzt werden. Gestern war von zwei Jahren die Rede.

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