Amtsleiter Galland: Spott über königliche Hochzeit hat Folgen

Rapport beim Bürgermeister: Entschuldigung von Andreas Galland.

Neuss. Nein, ihr Chef sei zu diesem Thema nicht zu sprechen. Freundlich, aber bestimmt weist die Sekretärin im Amt für Wirtschaftsförderung die Anrufer ab. Andreas Galland hat einen Maulkorb bekommen, verpasst vom Bürgermeister.

Das, was er am Freitag im Newsletter des Amtes über die Hochzeit in London verbreitet hat, schlägt hohe Wellen. Galland selbst ist für eine Woche von allen Terminen freigestellt. Er muss, so sein Dienstherr Herbert Napp, „nachdenken und alte Kundenkontakte auflisten“.

Der für seine flotten Sprüche bekannte Amtsleiter hatte am Tag der Hochzeit im „Wirtschafts Newsletter“ — gemailt an 700 Adressaten — seinen Unmut über die massive Berichterstattung geäußert.

Den Ärger darüber, dass an jenem Tag im Fernsehen nichts anderes zu sehen war, konnten sicherlich viele Leser teilen. Die Wortwahl, dass ihm die Wetterlage aus London „offen gesagt scheißegal“ sei, stieß aber schon heftig auf.

Den meisten Gegenwind erhält Galland allerdings für seine Hinweise auf das Vorleben der Braut und die Hochzeitsnacht („ist mir schnuppe“) sowie die Bemerkungen über die „eigene sexuelle Leistungsfähigkeit“.

„Er wird sich beim Adressatenkreis des Newsletters entschuldigen“, sagte Bürgermeister Herbert Napp gestern nach dem Rapport, zu dem Galland am Morgen einbestellt war. Sichtlich verärgert erklärte er, er habe den Amtsleiter für eine Woche von allen Terminen freigestellt.

Er sei nicht suspendiert, sondern werde arbeiten: „Herr Galland wird mir nun seine sämtlichen Veröffentlichungen zusammenstellen und zudem alle Kundenkontakte und ihre Ergebnisse auflisten. Es geht darum zu prüfen, ob das ein einmaliger Ausreißer war — oder wie er sonst mit Kunden umgeht.“

Bisher habe es allerdings stets ein positives Feedback gegeben. Galland habe ihm am Morgen erklärt, er habe nur auf ein seiner Meinung nach völlig überzogenes Medienecho aufmerksam machen wollen, sagte Napp.

Trotzdem: Veröffentlichungen müssen künftig von Napp oder dem Wirtschaftsförderungsdezernenten Frank Gensler abgesegnet werden. In einer Woche soll es ein weiteres Gespräch geben. Dann werde er über arbeitsrechtliche Konsequenzen entscheiden, so der Bürgermeister. Gründe für eine fristlose Kündigung gebe es ohne Zweifel nicht. Die Frage sei, ob es zu einer Ermahnung oder einer Abmahnung kommen werde.

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