Ausstellung: Die Dinge ausdrücken, wie sie sind

Das Clemens-Sels-Museum widmet seinen grafischen Raum Otto Pankok.

Neuss. Otto Pankoks Kunst gefährdete sein Leben. Die Faszination für das Motiv des Zigeuners führte dazu, dass seine Werke in der NS-Zeit zu dem zählten, was die Nazis „entartete Kunst“ nannten.

Pankok, der in Düsseldorf Mitglied der Künstlergruppe „Junges Rheinland“ war, ist mit seinem Schaffen ab sofort im grafischen Kabinett des Clemens-Sels-Museums zu sehen. Im Zentrum der Präsentation, die auf die Ausstellung von Max Ernst folgt, stehen Bildnisse und Selbstporträts, insbesondere seine Bilder von Literaten.

In den Darstellungen von Tolstoj, Dostojewski oder des Neusser Schriftstellers Karl Gabriel Pfeil zeigt sich der expressive Realismus des Künstlers. Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz nennt eine Maxime des Künstlers: „Man muss die Dinge so ausdrücken, wie sie sind.“ Wenn eine Straßenbahn quietscht, müssten bei der Darstellung auch alle Farben und alle Linien quietschen. Genau diesen Realismus, der über das Sichtbare hinaus geht, hat Pankok in die Gesichter seiner Portraits gebannt.

Pankok-Liebhaber dürfen sich auf ein seltenes Werk freuen. Der Holzschnitt „Tolstoj — Imaginäres Bildnis eines russischen Dichters“ auf Japanpapier existiert nur in einer Auflage von sieben Stück. „Wer weiß, wie viele Exemplare überhaupt noch erhalten sind“, sagt Husmeier-Schirlitz. Das Museum zeigt diese Schenkung erstmals öffentlich.

Pankoks Ringen um seine Kunst im Nazi-Deutschland wird in seinen autobiografischen Schriften thematisiert. Diese werden den Museumsbesuchern auf besondere Weise präsentiert. Über Kopfhörer können sie Rainer Scharenberg, Schauspieler des Rheinischen Landestheaters, beim Vortragen der Texte folgen. Er wird auch am 8. Mai um 11.30 Uhr im grafischen Kabinett aus Pankoks Lieblingsbuch „Die Räuber vom Liang Schan Moor“ vortragen, das der Künstler mit Holzschnitten illustriert hat. Scharenberg macht neugierig auf das chinesische Werk: „Der Text hat eine ganz eigene Bilderwelt, die unseren Ohren erstmal fremd ist.“

www.clemens-sels- museum.de

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