Ausstellung über Gaststätten

Villa Erckens bietet Rückblick auf die Kneipenkultur mit Stücken aus Privatbesitz.

Grevenbroich. Wohin am Wochenende? Im Grevenbroich der 1960er keine Frage. Man traf sich in der Gaststätte Brendgen auf der Breite Straße. „Da brauchte man sich nicht zu verabreden, es war immer jemand da, den man kannte“, erinnert sich Hans Hammelstein (76) schmunzelnd. Unvergessen ist ihm die Spezialität des Hauses, das „Russen-Ei“. Und der brave, halbblinde Schäferhund „Arie“ passte auf.

Die Kneipe gibt es längst nicht mehr, aber das Gaststättenschild hat Hans Hammelstein gerettet und in seiner privaten Kellerbar untergebracht. Seit Donnerstag ist das kostbare Erinnerungsstück wieder zu sehen, im Museum auf der Erckens-Insel, wo es bis 13. Oktober um Altbier, Kneipe, Tanzmusik geht.

Die aktuelle Ausstellung mit dem Titel „Empfehle meine gutgepflegten Getränke. . . “ ist der Grevenbroicher Beitrag zum Themenjahr „Al’t Bier und niederrheinisch-limburgische ALTernativen“, in dem sich Kultureinrichtungen der Region aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit dem dunklen Gerstensaft beschäftigen.

Grevenbroich liegt in der Grenzregion zwischen Alt und Kölsch. Was eingeschworene Fans überrascht: Beide Biersorten sind eng verwandt, erst in der Nachkriegszeit setzte sich Alt als niederrheinisches Markenzeichen durch. Auch dies zeigt die Ausstellung.

Vor allem aber hat das Museumsteam der Villa Erckens der Verbindung zwischen Altbier und niederrheinischer Seele nachgespürt. Unterstützt wurde es von privaten Sammlern. Auf diese Weise sind rund 70 historische Abbildungen zusammengekommen, aus Gaststätten, Brauereien, von geselligen Festen. Zusammen mit historischem Kneipeninventar geben sie eine Übersicht über die Gaststättenkultur zwischen Neuenhausen und Neukirchen. So entführen Original-Stühle aus der „Erftruhe“ in Wevelinghoven samt Tisch die Besucher zurück in die alten Zeiten, als die Wirte noch ihr eigenes Bierchen brauten. 55 solcher Hausbrauereien gab es im Jahr 1849 noch im heutigen Stadtgebiet, lauter Klein- und Kleinstbetriebe. Doch schon bald eroberten Großbrauereien den Markt, und bis 1920 war die Anzahl der Brauereien auf eine Handvoll zusammengeschmolzen.

Zum Beispiel die Brauerei Schnitzler, die 1919 von Hemmerden nach Neuss übersiedelte. Wie die Ausstellung dokumentiert, blieben zwei ehemalige Mitarbeiter jedoch in Grevenbroich. Franz Preckel und Bernhard-Josef Kreutzberg sattelten um zum Großhandel. Und die Altbier-Geschichte ist längst nicht zu Ende.

Begleitet wird die Ausstellung durch ein vierteiliges Musikprogramm. Den Anfang macht am kommenden Mittwoch ein Liederabend in Mundart. Das Motto: „Dat schönste, watt mer hann“. Beginn ist um 20 Uhr.

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