Beerdigung: Wenn das Sterben zu teuer wird

In Neuss können sich einige Bürger eine normale Bestattung ihrer Angehörigen nicht leisten.

Neuss. An Allerheiligen zieht es viele Neusser auf die Friedhöfe, um ihren Verstorbenen nah zu sein und ihnen zu gedenken. Nicht jeder kann sich jedoch eine Grabstätte mit teurem Gedenkstein und aufwendiger Bepflanzung und Pflege leisten. Die Kosten für eine Beisetzung steigen seit Jahren, für viele Angehörige ist eine Beerdigung fast unbezahlbar.

„Neben den Gebühren der Stadt oder der Kommune muss man auch noch Geld für das Grabmal, die Bepflanzung und den Bestatter einrechnen. Da kann es schon mal teuer werden, nach oben gibt es finanziell keine Grenze“, sagt Stephan Schmitt, Geschäftsführer der städtischen Friedhofsverwaltung. Gewisse gesellschaftliche Entwicklungen bekäme auch die Friedhofsverwaltung zu spüren, die Anzahl derer, die sich eine Bestattung nicht leisten könnte, sei aber noch nicht bedenklich. „Wir versuchen immer den Angehörigen entgegen zu kommen. Ratenzahlungen sind natürlich möglich“, sagt Schmitt. Trotzdem kann eine Beerdigung insgesamt schon einmal weit mehr als 5000 Euro kosten.

In den 90er Jahren habe es daher einen regelrechten Trend hin zu anonymen Bestattungen gegeben. „Aber das war für viele nur aus der Not heraus.“

Seit es in Neuss die Möglichkeit gebe, Verstorbene in einem Rasengrab bestatten zu lassen, sei die Zahl der anonymen Bestattungen erheblich gesunken. Ein Rasengrab eignet sich für Sarg- aber auch für Urnenbestattungen. Der Verstorbene wird auf einer großen Rasenfläche beigesetzt, anschließend wird an der Stelle wieder Gras ausgesät. Wer will, kann den Namen des Toten in eine Steinsäule einmeißeln lassen. „Der Vorteil ist, dass die Angehörigen bei der Beerdigung dabei sind und einen Ort für ihre Trauer haben“, erläutert Schmitt.

Das Reihenrasengrab kostet für die Dauer von 20 Jahren rund 1400 Euro. Im Vergleich zu einem normalen Grab fallen jedoch keine weiteren Kosten für die Pflege an.

Die Diskussion um zu hohe Kosten bei der Beerdigung kann Werner Schell, Pflegeexperte, Dozent und Buchautor, nicht nachvollziehen: „Der Konsum steht zu Lebzeiten immer im Vordergrund. Die Prioritäten haben sich verschoben. Der Tod findet in unserem Leben kaum noch statt.“ Er rät, sich schon früh darüber Gedanken zu machen, wie man beerdigt werden möchte und was für Kosten entstehen können. „Man kann auch Vorsorgeverträge abschließen, da ist dann alles geregelt und Angehörige erleben, was die Kosten angeht, später keine bösen Überraschungen.“

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