Betriebliche Tagespflege für Mitarbeiter des Rathauses

Drei Tagesmütter kümmern sich um bis zu 13 Kinder.

Neuss. Jelin und Paula fühlen sich bereits pudelwohl in der neuen Großtagespflege unter der Kämmerei im Rathaus. Wo bis vor kurzem der Kinderschutzbund seine Räumlichkeiten hatte, kriechen die beiden acht Monate alten Kinder jetzt über die Spieldecke und amüsieren sich mit Schwämmen und Bällen.

Offiziell wird die betriebliche Tagespflege der Stadtverwaltung an der Michaelstraße 10 erst am 1. Oktober an den Start gehen. Doch schon jetzt machen sich die drei Tagesmütter, die ab Herbst bis zu 13 Kinder (neun Vollzeitplätze) betreuen können, mit ihrem künftigen Arbeitsplatz vertraut.

Dabei kommt das Trio aus komplett anderen Berufen, hat durch die eigene Mutterschaft aber aus Überzeugung umgesattelt. Michaela Danker hat das Dachdeckerhandwerk gelernt, Ana Maria da Silva war früher Friseurin und ihre Schwester Cristina Guimaraes ursprünglich kaufmännische Angestellte.

Jugenddezernent Stefan Hahn glaubt, dass dieses Projekt das erste seiner Art in Deutschland ist. „Eine betriebliche Großtagespflege direkt an das Rathaus angeschlossen — davon habe ich bisher noch nichts gehört. Und das war für uns auch der Grund, dieses Konzept umzusetzen.“ Familie und Beruf ließen sich so besser miteinander vereinbaren, der gefürchtete Karriereknick gerade bei Frauen gehöre der Vergangenheit an. „Wir fördern damit ein positives Arbeitsklima“, so Hahn.

Das kann Katja Hüttenrauch, stellvertretende Personalratsvorsitzende, nur bestätigen: „So etwas macht die Stadt als Arbeitgeber attraktiver.“ Vergleichbare Angebote seien in der Vergangenheit gescheitert, weil der Standort zu weit vom Rathaus entfernt gelegen habe.

So habe es Hüttenrauch auch nicht gewundert, dass sofort 15 Mütter aus dem Rathaus ihr Interesse an der neuen Betreuungsform bekundet hätten. Dass es letztlich nur drei verbindliche Zusagen gab, habe andere Gründe: „Die meisten Eltern melden ihr Kind schon zu Jahresbeginn an.“ Daher geht sie davon aus, dass die Nachfrage aus dem Rathaus auch erst im nächsten Jahr größer sei. „Natürlich können die Tagesmütter in diesem Fall auch andere Kinder annehmen. Prinzipiell haben städtische Mitarbeiter aber Vorrang“, betont Hahn. Der Bedarf sei mit Sicherheit vorhanden.

Dass die Verwaltung erst jetzt mit diesem Projekt an den Start geht, liege vor allem an dem Vormieter. „Wir wollten trotz des Eigenbedarfs natürlich erst adäquate Räumlichkeiten für den Kinderschutzbund suchen“, sagt Hahn. Die seien an der Schulstraße gefunden worden.

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