Bunte Aussichten für Jecke

Sexy Outfits und farbige Kontaktlinsen sind in diesem Jahr Trend im Karneval.

Neuss. Das Telefon schrillt ohne Unterlass, aus den Boxen tönen die Bläck Fööss von ihrer Sehnsucht nach „Katrin“ und in den Gängen zwischen den Regalen herrscht dichtes Gedränge.

Bei „Karneval Holzberg“ an der Oberstraße läuft der Betrieb einen Tag vor Altweiber bereits am Vormittag auf Hochtouren. „Ab Nachmittag wird es dann allerdings noch einmal wirklich richtig heftig“, sagt Inhaber Frank Holzberg.

Der Karnevalsprofi weiß aus langjähriger Erfahrung, was dann auf ihn zukommt: „Dann stehen zuverlässig die Leute im Laden, die eine hundertprozentig genaue Vorstellung von ihrem Kostüm im Kopf haben. Wenn das dann aber heute nicht mehr in der passenden Größe oder der gewünschten Machart da ist, ist die Enttäuschung groß.“

Damit die frustrierten Kunden die Ausnahme bilden, hat Holzberg gut vorgesorgt. Vom traditionellen Clownskostüm über den plüschigen Teddybär bis zum topaktuellen Batman-Outfit findet der Jeck hier alles, was bis Rosenmontag die Zweitidentität sichern hilft. „Was sehr gut läuft, sind Kontaktlinsen“, sagt Holzberg. „Im Gedränge auf den Straßen und in den Kneipen gehen die Kostüme vom Hals abwärts oft etwas unter. Deshalb setzen die Leute zunehmend auf farbige Linsen und spektakuläres Make-up.“

So wie eine Dame, die gerade gelbe Kontaktlinsen für ihren 17-jährigen Sohn kauft, der dieses Jahr stilecht als Commander Data vom Raumschiff Enterprise gehen möchte. „Meinen Namen verrate ich aber nicht, nachher ist meinem Sohn das peinlich“, lacht sie.

Eine, die in dem ganzen bunten Trubel den Überblick behält, ist Verkäuferin Doro Hall. Die 30-Jährige wirft sich mit ihrer Modelfigur zwar für den WZ-Fotografen in den Kostüm-Renner, ein enges Piloten-Outfit, bevorzugt aber privat ein etwas weniger figurbetontes Kostüm: „Ich gehe als die böse Königin aus ,Alice im Wunderland’. Mein Chef hat mir extra ein wunderschönes langes Kleid besorgt.“

Auch ihr ist aufgefallen, dass die Kostüme freizügiger werden: „Das wird jedes Jahr heftiger“, sagt sie lachend. Einige Stücke wie Lack-Plateaustiefel oder knappste Krankenschwester-Kittel aus Latex hätte man vor Jahren wohl nur in Geschäften rund ums Bahnhofsviertel bekommen. Inzwischen machen sie einen wachsenden Anteil am Sortiment aus.

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