Busch-Holitschke: Alte Stoffe verfremden bekannte Formen

Die Galerie Judith Dielämmer zeigt Arbeiten von Elisabeth Busch-Holitschke. Sie verwandelt Tischdecken zu Gartengeräten.

Grevenbroich. Man will sie in die Hand nehmen, die Schubkarre von Elisabeth Busch-Holitschke. Doch was da so verblüffend an ein robustes Arbeitsgerät erinnert, besteht aus nichts als Stoff. Tischdecken aus Mutters und Omas Fundus hat die Künstlerin zusammengenäht und lediglich mit einem Vlies verstärkt. Gegenstände aus ihrem Alltag als Hobbygärtnerin, fantasievoll verfremdet, zeigt sie seit Freitagabend in der Galerie Judith Dielämmer an der Königstraße.

Dort findet sich alles, was das Herz von Gartenfreunden begehrt: Spaten, Rechen, Blumen, sogar eine Sense hat die Künstlerin aus Textil geschaffen. Immer wieder tauchen Stickereien und Ornamente auf, die an die Herkunft des Materials erinnern. Eine der Schubkarren war im früheren Leben sogar eine Weihnachtstischdecke, weshalb Janne Gronen in ihrer Einführungsrede das Objekt direkt ansprach: „Hättest du auch nicht gedacht, dass du mal als Schubkarre endest, oder?“

Mit den gezeigten Arbeiten führt Elisabeth Busch-Holitschke in verschiedener Hinsicht ihr künstlerisches Konzept weiter. Alltägliche Gebrauchsgegenstände, die sich dennoch der Benutzung entziehen — das zeigte die 1951 geborene Künstlerin schon in den 1990ern mit ihren unbenutzbaren, teils zerstörten Schalen und Dosen. Die vertrauten Objekte erscheinen verfremdet, zumal sie bei ihren Textilarbeiten bewusst einen Arbeitsschritt auslässt, der für „ordentliche“ Hobby-Handarbeiterinnen unverzichtbar ist: Die Fäden werden nicht vernäht, sondern hängen vom fertigen Objekt herab und verleihen den Arbeiten einen unwirklichen, abstrakten Charakter.

Schluss mit der Illusion, der Betrachter hätte es schlicht mit nachgebildeten Gartengeräten zu tun. Stattdessen geben die Arbeiten Raum für immer neue Assoziationen. Da ist der Rechen aus weißem Stoff, der mit seinen abgeknickten Zinken an eine Knochenhand erinnert. Oder die Kerze in Gestalt eines Gartenzwergs, die in Gesellschaft zweier Stoffkerzen ihrem Ende entgegenbrennt. Es geht um Vergänglichkeit, aber auch um Verwandlung, und die hat etwas durchaus Tröstliches, findet Janne Gronen: „Schubkarre sein ist doch auch besser, als ewig unbenutzt im Schrank zu liegen.“

Die Ausstellung läuft bis zum 1. Juni, Öffnungszeiten freitags 18 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung: 2 0 21 81/45 961. Zum Abschluss spielt am 1. Juni, 20 Uhr, die Band Yobo & Friends unter Leitung von Walter Spang afrokaribische Trommelrhythmen.

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