Clemens-Sels-Museum muss ein Denkmal werden

LVR teilt mit: Aus seiner Sicht ist das Haus ein Baudenkmal. Dezernentin Zangs ist verärgert.

Neuss. Nun ist es also im wahrsten Sinn des Wortes passiert: Mit einer dürren Mail teilt das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) der Stadt Neuss mit, dass das Clemens-Sels-Museum aus seiner Sicht ein Baudenkmal ist.

Das hat fatale Folgen für die dringend notwendige Sanierung des Museums am Obertor: Die wird sich jetzt noch weiter in die Länge ziehen.

Schon bevor der Denkmalschutz thematisiert wurde, hatte sich die Frage des Sanierungskonzeptes mit den zu erwartenden hohen Kosten über viele Monate hingezogen. Dann löste die Anfrage eines sachkundigen Bürgers die Aktivitäten des Landschaftsverbands aus. Der prüfte seit Sommer letzten Jahres.

Die Arbeiten für das entscheidende Gutachten für die Sanierung auch im Innenbereich des Museums ruhen seit fast einem Jahr — ob unter Denkmalschutzauflagen oder ohne saniert wird, ist ein entscheidender Unterschied.

Die Tatsache, dass für die Denkmalschützer des LVR der Deilmann-Bau von 1975 denkmalwürdig ist, kann die Kulturbeigeordnete Christiane Zangs überhaupt nicht nachvollziehen.

Offensichtlich verärgert, verweist sie zunächst auf das Treffen mit den verantwortlichen LVR-Denkmalschützern im Museum: „Diese Herren waren überhaupt nicht vorbereitet, wussten nichts über den Architekten und sein Oeuvre. Wir haben ihnen alles erklärt und Unterlagen zur Verfügung gestellt.“

Das Museum ein Denkmal? Für Zangs, die Bauhistorikerin, ist es keins. Der Bau sei kein Vorzeigebeispiel „und als Museum kaum zu brauchen. Deilmann hat wesentlich Besseres gebaut und das auch selbst so gesagt.“

Nicht zuletzt sei das Treppenhaus völlig überdimensioniert — was allerdings daran liegt, dass die Stadt damals die Pläne des Architekten räumlich verkleinerte. Christiane Zangs wartet nun „sehr gespannt“ auf die Begründung des LVR. Der hat bereits angekündigt, das er für die Erstellung des entsprechenden Gutachtens „noch einige Wochen benötigen“ werde.

So vergeht weitere kostbare Zeit. Zwar weist der LVR darauf hin, den Denkmalwert „bei allen anstehenden Entscheidungen bereits zu berücksichtigen“. Doch erwartet Andreas Galland, Chef der Unteren Denkmalbehörde bei der Stadt, dass Entscheidungen über die Fortführung des Sanierungsgutachtens erst nach Vorlage des Denkmalgutachtens fallen werden.

Theoretisch kann die Stadt dem LVR widersprechen, dann wäre wohl eine gerichtliche Auseinandersetzung mit noch größerer Verzögerung die Folge. Das sieht auch Hartmut Rohmer (SPD), Vorsitzender des Kulturausschusses, so. Wie seit langem, drängt er auf zügige Behandlung des Themas.

Ziel sei es, die Sanierungskosten für den Haushalt 2013 einzuplanen. „Aber es wird eng, sehr eng“, sagt er. Und so wird das Museum, auch wenn denkmalgeschützt, weiter mit unberechenbarer und nicht zu reparierender Fußbodenheizung, notdürftig geflicktem Dach und maroder Beleuchtung zurechtkommen müssen.

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