Clemens-Sels-Museum: Wieder kein Sanierungsplan

Frage des Denkmalschutzes verzögert Konzept noch weiter.

Neuss. 2012 ist ein Festjahr für das Clemens-Sels-Museum. 100 Jahre alt wird das Museum, der Bau an der Oberstraße stammt von 1975. Doch die Vorfreude ist getrübt. Dringend muss das Haus saniert werden. Noch kennt niemand die Kosten, noch ist unklar, wann die Arbeiten überhaupt in Angriff genommen werden können.

Der Kulturausschuss-Vorsitzende Hartmit Rohmer (SPD) spricht von einer „offensichtlichen Verzögerungstaktik“ des städtischen Gebäudemanagements. Auch in der Kulturausschusssitzung am Mittwoch wird wieder einmal vertröstet werden.

Unberechenbar ist mittlerweile die Heizung. Ein Ausfall kann dramatische Folgen für die Kunstwerke haben. Weil die Heizkörper in den Fußboden eingegossen sind, ist die Sanierung schon kompliziert genug. Doch auch Belüftung und Beleuchtung müssen erneuert werden, darauf wiederum ergeben sich in einem komplizierten Geflecht notwendige Arbeiten an der Außenhülle des Gebäudes. Dach und Fenster kommen dazu.

Das alles kommt nicht überraschend. Im August 2008 hatte der Kulturausschuss die Verwaltung beauftragt, ein Gesamtsanierungskonzept samt Kostenaufstellung zu erstellen. Das erste Konzept, ein Jahr später vorgelegt, legte offen, dass auch die Fassade saniert werde muss. Das erforderte ein zweites Konzept. Zur Sommerpause dieses Jahres sollte das vorliegen, versprach die Verwaltung.

Nun ist alles anders, die Arbeiten am Gutachten sind „ruhend gestellt“. Der Denkmalschutz ist zum Thema geworden. Zwar hatte im Februar die Untere Denkmalbehörde der Stadt nach Anfrage mitgeteilt, das Museum stehe nicht unter Schutz.

Doch im April nahm die Verwaltung ein entsprechendes Schreiben des Architekten Otto Saarbourg zum Anlass, die Denkmalbehörde doch noch um „Prüfung der Frage der Unterschutzstellung“ zu beauftragen.

Höchst willkommen sei der Verwaltung dieses Schreiben des Architekten wohl gewesen, vermutet Hartmut Rohmer. Denn ein denkmalgeschützter Museumsbau erforderte ganz andere Planungsgrundlagen. Bürgermeister Herbert Napp mutmaßt in einem Schreiben an den Ausschussvorsitzenden, eine Unterschutzstellung des Museums sei „nicht ausgeschlossen“.

Die Verwaltung jedenfalls beugt schon einmal vor. Die Prüfung der Denkmaleigenschaft stelle wissenschaftliche Arbeit dar, „die sich über einen längeren, nicht näher bekannten und von der Verwaltung nicht beeinflussbaren Zeitraum erstrecken“ werde, heißt es in der Mitteilung an den Kulturausschuss.

Für dessen Vorsitzenden Rohmer ist offensichtlich, dass das Gebäudemanagement verzögert und von der Kulturdezernentin Christiane Zangs „nicht eben angetrieben“ werde. Er sei auch „erstaunt und enttäuscht“, dass sich die Neusser Kulturinteressierten und Freunde des Museums so bedeckt hielten.

Die Verwaltung, sagt Rohmer, wolle wohl zunächst einmal im kommenden Jahr das Jubiläum feiern. Was danach kommt, weiß niemand. Ein „Havarieplan“ für den Fall der Fälle sei jedenfalls schon entwickelt. Würden Kunstwerke durch ausfallende Heizung in Gefahr geraten, werden sie ausgelagert.

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