Darmkrebs muss nicht mehr ein Todesurteil bedeuten

Darmzentrum Rhein-Kreis Neuss am Johanna-Etienne-Krankenhaus soll Kompetenzen bündeln.

Neuss. Rund 73 250 Deutsche sind an Darmkrebs erkrankt. Es ist somit die zweithäufigste Krebsart hinter Brust- (Frauen) und Prostatakrebs (Männer). 28 000 Menschen sterben jedes Jahr daran.

Doch Darmkrebs ist heilbar — wenn er nur früh genug erkannt wird. Auch, um der Vorsorge einen höheren Stellenwert einzuräumen, hat am Johanna-Etienne-Krankenhaus jetzt das Darmzentrum des Rhein-Kreises Neuss eröffnet. „Wir bündeln die Fachdisziplinen, um dem Patienten die bestmögliche Therapie zu gewähren, die jeweils individuell auf ihn zugeschnitten wird “, sagt Dr. Jens Encke, Chefarzt der Inneren Medizin.

Vom Hausarzt über den Chirurgen bis zum Pathologen sollen bis zu 15 Fachärzte die Behandlungsstrategie des Erkrankten innerhalb eines interdisziplinären Netzwerkes abstimmen. In der Tumorkonferenz werden alle am Behandlungsprozess beteiligten Disziplinen zusammengeführt. „Der Patient wird dabei mit seiner Angst nicht alleingelassen, sondern von einem persönlichen Ansprechpartner an die Hand genommen“, betont Dr. Christoph Losem, Leiter der Schwerpunktpraxis für Onkologie im Facharztzentrum am Johanna Etienne.

Ein standardisierter Ablauf von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge sei dabei ebenso wichtig wie das nachvollziehbare Protokollieren jeder Entscheidung, erklärt Encke.

Rund neun Monate habe man sich Zeit gelassen, bis das Konzept des Zentrums ausgereift war. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Losem, der einer angestrebten Zertifizierung im September gelassen entgegensieht. Encke betont, dass man auch Dinge wie die Unterstützung durch Selbsthilfegruppen oder eine Stomatherapie und -beratung in das Behandlungsspektrum aufgenommen habe, „Aspekte, denen wir bisher womöglich nicht in ausreichendem Maße Beachtung geschenkt haben“.

Bedenklich bleibe, dass nach wie vor nur 20 Prozent aller Deutschen eine Vorsorgeuntersuchung durchführen würden. „Darmkrebs entsteht aus gutartigen Vorstufen, er wächst langsam und im Verborgenen“, so Encke. „Ein Todesurteil“, betont Dr. Thomas Foitzik, Chefarzt der Allgemeinchirurgie, „muss die Diagnose bei entsprechender Früherkennung aber längst nicht mehr bedeuten.“

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