Deutsche Parkinson Vereinigung enstand vor 30 Jahren in Neuss

Aus der Neusser Gruppe entstand vor 30 Jahren die Deutsche Parkinson Vereinigung.

Neuss. Bei Christel Schoppen beginnt es 1993 im Urlaub in Spanien mit einem Zittern am ganzen Körper: „Erst habe ich gedacht, dass es Schüttelfrost wegen Überanstrengung ist“, sagt die Neusserin. Die Schuhverkäuferin geht zu ihrem Hausarzt, nach einer Überweisung zum Neurologen bekommt sie die Diagnose Parkinson. Der Schüttelfrost ist ein erster Schub der Erkrankung gewesen.

„Ich wusste damals nichts über die Krankheit, ich habe gedacht, ich nehme ein paar Tabletten, und das ist weg“, sagt die 65-Jährige. Um sich zu informieren, wendet sie sich an die Neusser Gruppe der Deutschen Parkinson Vereinigung. „Ich war damals froh, dass es die Gruppe gab, weil man hier Infos bekam, die es nirgendwo zu lesen gab“, sagt Schoppen.

Seit 1981 gibt es die Gruppe in Neuss, die zur Keimzelle des Bundesverbands wurde. In diesem Monat feiert die Vereinigung ihren 30. Geburtstag. Gegründet hat sie der parkinsonerkrankte Hans Tauber auf Anraten seiner Ärztin. Von Neuss aus breiteten sich die Ortsverbände dann in der ganzen Umgebung aus. Heute hat die Deutsche Parkinson Vereinigung rund 23 000 Mitglieder in 450 Regionalgruppen und ist eine der größten Selbsthilfegruppen Deutschlands.

Christel Schoppen arbeitet noch vier Jahre weiter in ihrem Beruf, dann muss sie die Rente einreichen: „Eigentlich wollte ich das noch gar nicht, aber als Schuhverkäuferin musste ich mich ja ständig bücken.“ Das fällt ihr aber zunehmend schwer, sie leidet an Parkinson Rigor. Die Muskelstarre behindert sie nicht nur beim Bücken: „Manchmal klebe ich regelrecht am Boden fest und komme keinen Schritt weiter.“

Boxer Muhammed Ali hat die Krankheit ebenso wie Hollywood-Schauspieler Michael J. Fox, Startenor Peter Hofmann starb im vergangenen Jahr an Parkinson. Auch Breschnew und Mao Tse Tung sollen erkrankt gewesen sein, und Papst Johannes Paul II. beeindruckte die Menschen mit seinem Umgang mit der Krankheit.

Generell steigt die Zahl der Erkrankten wegen des demografischen Wandels. Je älter ein Mensch wird, desto wahrscheinlicher ist eine Erkrankung. Dazu kommt, dass Parkinson heute besser diagnostiziert werden kann. 240 000 bis 280 000 Erkrankte gibt es in Deutschland.

Rund 100 Betroffene kommen jede Woche in der Neusser Regionalgruppe zusammen, deren Vorsitzender Christel Schoppens Ehemann Theodor ist. Bei der Atem- und Bewegungstherapie trainieren die Mitglieder Stimme und Koordination. Christel Schoppen kommt aber nicht nur wegen der Übungen zu den Gruppenstunden: „In der Gruppe geben wir uns ohne Worte Kraft, weil wir mit der Krankheit nicht alleine sind.“

Parkinson führt in vielen Fällen zur Isolation: „Die Patienten verschließen sich und gehen nicht mehr raus, für viele ist die Gruppe der einzige Weg nach draußen“, sagt Theodor Schoppen. Für seine Frau Christel war die Isolation nie ein Ausweg: „Ich bin ein positiv denkender Mensch und lebe mit der Krankheit, nicht für sie.“

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