Ein Leben für die Behinderten

Hermann- Josef Müller trainiert geistig Behinderte bis zu Special Olympics.

Neuss. In seinem Leben gibt es diesen einen Schlüsselmoment. 1986 wurde Hermann-Josef Müller auf einem Straßenfest in Neuss von einem kleinen Jungen angesprochen, der Spenden sammelte. Der Junge war an Mukoviszidose erkrankt. Acht Tage nach dem Fest war er tot.

Das Leben von Hermann-Josef Müller hatte sich für immer verändert. „Ich wollte dringend etwas tun“, erinnert sich Müller heute.

Im Neusser Tennisclub Stadtwald, dem er schon lange angehörte, organisierte er ein Benefizturnier, bei dem Geld für Menschen gesammelt wurde, die an Mukoviszidose erkrankt sind. Zu dem Turnier kamen so viele Menschen, das es sich sofort etablierte. Noch heute wird es jedes Jahr in dem Club ausgetragen.

Wenig später gründete Müller eine Tennisgruppe für Menschen, die geistig behindert sind, machte diverse Trainer- und Betreuerscheine und führte seine Gruppe 1997 erstmals zu den Special Olympics. „Vorher gab es keine deutsche Delegation in der Sportart Tennis“, sagt Müller.

Das Ehrenamt nahm seitdem immer mehr Platz im Leben des Friseurs ein. Bei den European Games der Special Olympics im Jahr 2000 schnitt die Tennisabteilung hervorragend ab. Nachdem er 2002 in Rente gegangen war, führte Müller die deutsche Delegation der Special Olympics nach Italien, Wales und in die Schweiz. Die World Games führten ihn nach Dublin, Athen und Shanghai.

Auch mit 75 Jahren ist für Müller kein Ende in Sicht: Der dienstälteste Trainer der Special Olympics steht jeden Freitag mit seinen Spielern auf dem Platz. Wenn der Landschaftsverband Rheinland (LVR) ihm jetzt den Ehrenpreis für soziales Engagement verleiht, wird ihm auch die Tennisabteilung der Special Olympics danken — weil wohl kaum jemand so viel für den Behindertensport getan hat wie er.

Auch Brigitte Albrecht wird am Montag vom LVR geehrt. Sie leitet seit 2004 das Café Einblick in Kaarst. Dort arbeiten Menschen mit geistiger Behinderung nach Tariflohn. „Als wir das Café gegründet haben, wurden wir für verrückt erklärt“, erinnert sich die 62-Jährige.

Damals konnte sich kaum jemand vorstellen, dass ein solches Projekt wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Doch Brigitte Albrecht und ihre Mitarbeiter haben das Gegenteil bewiesen: Seit zehn Jahren gibt es das Café mit Kunstatelier, das mittlerweile zu einem kleinen Bürgerzentrum in Kaarst geworden ist.

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