Ein literarischer Grenzgang

Fünf Autoren lesen vom 11. Juli bis 18. August beim „Literarischen Sommer“ in Neuss.

Neuss. „Grenzgänger“ sind Menschen, die zwischen verschiedenen Ländern pendeln. Unter diesem Motto veranstaltet die Neusser Stadtbibliothek das diesjährige deutsch-niederländische Literaturfestival „Literarischer Sommer.

Allein in Neuss lesen vom 11. Juli bis 18. August fünf Autoren aus Deutschland, Luxemburg und Österreich.

„Für die Auftaktveranstaltung konnten wir Roger Willemsen gewinnen“, sagt Projektleiter Alwin Müller-Jerina, der das Programm gemeinsam mit Ursel Hebben und Marion Kallus von der Stadtbibliothek zusammenstellte. Im Rheinischen Landestheater wird Willemsen seine Zuhörer an „Die Enden der Welt“ führen.

Für den gleichnamigen Bestseller bereiste der gebürtige Bonner fünf Erdteile — er bestieg einen sibirischen Vulkan, besuchte ein chilenisches Gefängnis, reiste mit einem russischen Eisbrecher und entging im Pazifik einem Schiffsunglück.

Mit Clemens J. Setz ist es den Machern gelungen, einen Gewinner der Leipziger Buchmesse nach Neuss zu holen. Der 28-jährige Österreicher gewann mit seinem düsteren Erzählband „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ in der Kategorie Belletristik.

„Wir haben ihn in Leipzig gehört und mussten schnell zuschlagen“, sagt Müller-Jerina. „In seinen sprachlich brillanten Geschichten wechselt die Darstellung seiner Figuren zwischen moralischen Abgründen und schräger Komik. Das wird ein spannender Abend.“

Gleiches versprechen sich die Organisatoren von dem Luxemburger Autoren Guy Helminger, der genau wie Setz in der Stadtbibliothek liest.

„Die Erzählstränge seines Migrationsromans ,Neubrasilien‘ spielen im 19. Jahrhundert und in der Gegenwart“, sagt er. Helminger zeigt seinem Publikum so die Flüchtlingsproblematik verschiedener Epochen auf.

Die beiden deutschen Autoren, die in Neuss lesen, erzählen ebenfalls vom Reisen. Sabine Küchler aus Bremen flog für ihr Werk „Was ich im Wald in Argentinien sah“ in den südamerikanischen Nebelwald. Norbert Scheuer berichtet in seinem Eifel-Roman „Überm Rauschen“ von einer Rückkehr ins elterliche Dorf.

Neben Neuss beteiligen sich an der zwölften Auflage des Literaturfestivals auch Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach und Aachen. Auf niederlandischer Seite machen die Autoren in Roermond, Vaals, Maasbree, Helden und Beesel Halt. Insgesamt lesen 20 Schriftsteller — darunter Debütanten und literarische Schwergewichte.

„Wir haben bei der Auswahl Autoren bevorzugt, die auf Deutsch oder Niederländisch schreiben, aber eine andere Herkunft oder einen Migrationshintergrund haben“, sagt Müller-Jerina. Eben echte Grenzgänger.

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