Einen Mantel für den Mann im Schnee

Vor dem Neusser Martinszug erklären Kinder, wer der Mann auf dem Pferd ist und warum er heute gefeiert wird.

Neuss. Es ist kurz vor 17 Uhr. An der Breite Straße warten Tausende von Kindern ungeduldig darauf, dass sie endlich mit ihren Laternen loslaufen dürfen. Doch wissen sie überhaupt, warum der Martinstag gefeiert wird und wer der Mann auf dem Pferd ist?

„Auf jeden Fall hat der einen sehr langen Bart“, ist sich die sechsjährige Jessica sicher. Dann kommt sie ins Stocken und muss nachdenken. Ihre Mutter hilft: „Über den St. Martin habt ihr doch neulich noch in der Schule gesprochen.“ Jessica erinnert sich: „Also das war ein armer Mann, der seinen Mantel mit einem Messer abgeschnitten hat.“ Mit ihrer Mutter hat sie in den letzten Tagen zu Hause an ihrer Laterne in Kuhflecken-Optik gebastelt. Jetzt freut sie sich vor allem auf das Singen während des Umzugs.

Paulina (7) kann noch etwas in Sachen St. Martin ergänzen: „Der reitet auf einem Pferd, das haben wir in der Schule besprochen. Aber mehr habe ich nicht behalten.“ Etwas mehr ins Detail geht die elfjährige Melike: „St. Martin hat einen Mann im Schnee gefunden und ihm seinen Mantel gegeben.“ Am Martinsumzug gefällt ihr besonders, dass man im Dunkeln mit der Laterne läuft.

Auf die Frage, wer St. Martin ist, hat Valentin (6) erst einmal keine Antwort parat. Doch nachdem er etwas nachgedacht hat, sprudelt es nur so aus ihm heraus. „Also der ist schon tot und wird heute nur von jemandem gespielt. Der war auch mal Soldat, später war er Bischof und hat in einem Kloster gelebt. Ach ja, und er hat einen Mantel geteilt“, erklärt er selbstbewusst.

Zum ersten Mal in ihrem Leben sind Isabella und ihre Mutter, die aus Brasilien kommen, auf einem Martinszug. Mit großen Augen sehen sich beide um. Auf Englisch versucht die Neunjährige zu erklären, wer St. Martin für sie ist: „Er war ein König und reich. Er hat den Armen geholfen.“ Ihre Mutter fügt hinzu: „Wir wollen uns heute diese deutsche Tradition ansehen. Das ist sehr interessant und wir möchten gerne einmal dabei sein.“

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