Entscheidung, die es Nachfolgern leichter macht

Katholikenrat-Vorsitzender Hüsch spricht von „fast übermenschlicher Bescheidenheit“.

Neuss. Traurig sei er nach wie vor, sagt Cornel Hüsch. Der Vorsitzende des Katholikenrats im Rhein-Kreis Neuss, Katholik mit dem Herzen und profunden Auseinandersetzungen nicht abgeneigt, ist auch zwei Tage nach dem angekündigten Rücktritt des Papstes berührt von dessen Entscheidung. Er spricht von einer „sehr weit nach vorn reichenden Entscheidung“, der er großen Respekt zolle.

Hüsch vermutet nicht, dass Benedikt XVI., das lange Leiden seines Vorgängers vor Augen, sich Ähnliches nicht antun wollte. „Er möchte es wohl der Kirche nicht antun“, sagt Hüsch und würdigt die zutiefst demütige Haltung, die für die „fast unmenschliche Bescheidenheit“ des Papstes stehe. Einen Gegensatz zu Johannes Paul II. mag er nicht konstruieren. Dessen Aufopferung bis zum Schluss sei nicht bedeutender als die Rückgabe des Amtes und umgekehrt: „Es ist Zeichen des Charakters.“

Eine große Bedeutung habe dieser Akt des Papstes gleichwohl für die katholische Kirche. Künftige Päpste würden sich jetzt wohl stärker prüfen, ob die Anforderungen des Amtes und die körperliche und geistige Verfassung noch zusammenpassten: „Das ist jetzt neu erlebbar.“ Zudem mache es Benedikt XVI. seinen Nachfolgern nun etwas leichter, das Amt anzunehmen. „Ja, ich denke, er kann sie von einer Not befreien.“

Der teils heftigen Kritik an seinem Pontifikat gerade aus Deutschland kann der Vorsitzende des Katholikenrats so nicht folgen. Er verweist auf das Diktum Benedikts von der „Entweltlichung der Kirche“, das oft missverstanden worden sei: „Kirche darf nicht zum Sozialverein werden“, sagt er, „wir sind doch mehr als Kita-Betreiber.“ Er sehe wohl drängende alltägliche Probleme, so etwa den Umgang mit Wiederverheirateten, was „deutlichere Zeichen“ verlange. Da fühlten die Seelsorger vor Ort die Sorgen sicher genauer als der Papst in Rom, der nach theologischen Antworten suche. Hüsch mahnt aber auch, angesichts „deutscher“ Probleme die weltkirchliche Sicht nicht zu vernachlässigen. Und die Papstwahl? „Hoffentlich wird nicht nach Proporz entschieden“, sagt Hüsch: „Es geht doch um die Hinwendung zum Menschen.“

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