Fantasie der Kinder soll Türen zur Kunst öffnen

Junge Besucher erfahren im Clemens-Sels- Museum, wie faszinierend Kunst sein kann.

Neuss. Der kleine Junge in der roten Tunika sieht so aus, als habe er eine lange Zeitreise aus dem antiken Rom ins heutige Novaesium hinter sich. Tatsächlich aber nimmt der Neunjährige am Ferienspaß im Clemens-Sels-Museum teil, bei dem die Kinder Spannendes über das Leben der römischen Legionäre und der germanischen Hilfstruppen erfahren.

Das Clemens-Sels-Museum bietet aber nicht nur in den Sommerferien ein anspruchsvolles Programm, sondern stellt auch das ganze Jahr über ein breites pädagogisches Angebot auf die Beine, das sich andere Museen zum Vorbild nehmen.

„Das junge Museum“ steht für Workshops, erlebnisreiche Führungen und kreative Malkurse: Kinder schauen hinter die Kulissen, stellen im Labor Farben selbst her oder betätigen sich als Nachwuchs-Picassos. Sie feiern dort ihren Geburtstag, graben als engagierte Archäologen Fossilien aus und fertigen Scherenschnitte an. Die ganz Kleinen erkunden die Ausstellungen mit Museumsmaus Moni.

Mitmachen statt Anschauen ist erwünscht. Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz bringt die Methodik auf einen klaren Nenner: „Wir möchten Kunst erlebbar machen und setzen bei der Lebenswirklichkeit der Kinder an.“

Das Wissen soll locker und leicht vermittelt werden, der Spaß steht im Vordergrund. „Über Verkleidung und Rollenspiel erleben die Kinder, was es bedeutet hat, damals Kind zu sein“, erläutert sie. „Wir wollen das Verständnis für frühere Zeiten wecken. Die Fantasie der Kinder öffnet die Türen.“

In der gerade erst zu Ende gegangenen Ausstellung „Von Ensor bis Matisse“ lernten die Kinder etwa, wie sich dem Betrachter ein Gemälde erschließt. In Ensors Bild „La Marquise“ finden sich ein Stillleben mit Puderdose, Fächer, verwelkte Blumen, Stiefel aus Seide und Gebetbuch. „Wir haben gefragt, welche Gegenstände würdet ihr dort hinlegen“, erzählt Husmeier-Schirlitz, „um zu veranschaulichen, warum Kunst eine Momentaufnahme ist, aber auch ewig sein kann.“

Wichtig ist der Kunsthistorikerin das individuelle Erleben, die sinnliche Erfahrung: „Kinder gehen ganz anders durchs Museum. Sie lernen am besten, wenn sie selbst aktiv und kreativ sein können.“ Die kleinen Künstler können ihre „Arbeitsergebnisse“ nach den Veranstaltungen mitnehmen: „Sie gehen reich nach Hause.“

Die neuen Familienführungen werden gut angenommen, sagt die Museumschefin. In Zukunft möchte sie im Kinderprogramm noch mehr Kurse anbieten, die sich auf das haptische Erlebnis konzentrieren. Im Oktober führen Schulklassen im Museum ihr eigenes Stück auf: Eine Idee, die auf die Papiertheater-Ausstellung im Frühjahr zurückgeht.

Den Ferienspaß besuchen überwiegend Sechs- bis Zwölfjährige (400 Teilnehmer in den ersten drei Wochen).

Eine hohe Kunst ist es offenkundig, Teenager für einen Museumsbesuch zu interessieren. Am 8. Oktober will das Museumsteam mit der Veranstaltung „Kunst gehört die Nacht“ daher Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren dafür begeistern: Das Programm mit HipHop, Aktzeichnen und Poetry Slam dauert bis 22 Uhr, anschließend ist Chillen angesagt. Husmeier-Schirlitz: „Wir suchen neue Schnittstellen zwischen der Museums- und der Jugendwelt.“

“ Nächster Ferienspaß: Am Dienstag um 11 Uhr (6 bis 12 Jahre), „Museum in der Kiste: Museum entdecken und ein eigenes basteln“.

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