Feld-Haus: Wunschbriefe an die lieben Eltern

Wunsch und Erfüllung: Das Feld-Haus zeigt weihnachtliche Kinderträume aus Papier.

Neuss. Jedes Jahr schicken hunderttausende Kinder ihre Wunschzettel nach Himmelpfort oder Engelskirchen, um sicherzugehen, dass das Gewünschte auch tatsächlich am Heiligen Abend ausgepackt werden kann. Doch auch schon in Zeiten ohne i-Pod und Playstation haben Kinder ihre Wünsche an den Weihnachtsmann oder das Christkind adressiert.

Einen Eindruck vom Leben und den Sehnsüchten der Kinder vergangener Tage vermittelt ab Sonntag, 6. November, die Ausstellung „Wunsch und Erfüllung — weihnachtliche Kinderträume aus Papier“ im Feld-Haus, dem Museum für populäre Druckgrafik auf dem Kirkeby-Feld Hombroich.

Bis zur Reformation war das Kinderbeschenken kaum mit Weihnachten verbunden. Das Christkind entstand aus dem „Heiligen Christ“ Luthers. Und so kam es, dass Kinder im Namen von Sankt Nikolaus und des Christkindes schon im 16. Jahrhundert kleine Geschenke erhielten.

„Das Beschenken an Heiligabend oder am Weihnachtstag setzte sich dann auch in katholischen Gegenden wie in Neuss immer mehr durch“, berichtet Thomas Ludewig vom Clemens-Sels-Museum, der die Studioausstellung für die Dependance am Berger Weg kuratiert hat. Auch den lichtergeschmückten Weihnachtsbaum übernahmen die katholischen Neusser aus protestantischen Gegenden. Erstmalig erwähnt wurde der Brauch 1839 im „Neußer Intelligenzblatt“.

87 Exponate aus den vergangenen zwei Jahrhunderten hat Ludewig für das Feld-Haus zusammengetragen. Zahlreiche Objekte stammen aus der Sammlung von Irmgard Feldhaus, die durch weihnachtliche Grafiken aus dem Museumsbestand ergänzt werden.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts bürgerte sich der Wunschzettel ein. Doch schon zuvor wurden eifrig Wunschbriefe an „die lieben Eltern“ geschrieben (als Vermittler gegenüber dem Gabenbringer). Die Kinder übernahmen oft vorformulierte Texte oder fromme Gedichte, in denen sie versprachen, lieb und brav zu sein (Foto: Wunschzettel, blanko, verziert mit Krippendarstellung, um 1900). Verschiedene aufwendig produzierte und mit Glanzbildern verschönerte Druckgrafiken sind im Feld-Haus hinter Glas zu sehen.

Vorgestellt wird auch ein Wunschbuch von 1890, aus dem entsprechende Texte übernommen wurden. „Ausgefüllte Wunschbriefe sind leider nicht dabei“, bedauert Ludewig. „Mir ging es darum, zu zeigen, was bleibt und wie sich die Weihnachtszeit gewandelt hat“, sagt der Volkskundler und stellvertretende Museumschef.

Das Museum zeigt aber nicht nur welche Sehnsüchte die Kinder damals hatten, sondern auch was geschenkt wurde: etwa Bilderbögen, gemalt nach Märchen der Gebrüder Grimm, oder ABC-Tafeln, mit denen Kinder auf leichte Art lesen lernen konnten. Auch eine Ausgabe des Struwwelpeters von 1890 findet einen Platz in der Vitrine. Neben Brett- und Puzzlespielen sind Bastelvorlagen ausgestellt — und ein Gabenteller aus den 1930er Jahren.

Kinder können übrigens ihre Wunschzettel an das Clemens-Sels-Museum schicken. „Die schönsten Wunschzettel werden ausgestellt“, kündigt Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz an.

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