Festival: Shakespeare und sonst fast nichts

Der Rundbau an der Rennbahn wird nur selten genutzt.

Festival: Shakespeare und sonst fast nichts
Foto: Krey/Archiv

Neuss. Es ist groß und authentisch, Zuschauer lieben die räumliche Aufteilung, und Schauspieler schwärmen von der direkten Kommunikation mit den Gästen — das Globe macht das Shakespeare-Festival erst zum Erlebnis. Wenige Veranstaltungen sind mit ihrer Spielstätte so stark verbunden. Und jedes Jahr drängt sich die Frage auf: Warum öffnen sich die Türen nicht öfter?

Festival: Shakespeare und sonst fast nichts
Foto: n.n.

Neben dem vierwöchigen Shakespeare-Festival wird im September die gemeinsame Opernproduktion der Alten Post und der Musikschule gezeigt. Für einzelne Veranstaltungen kann man das runde Gebäude mieten. Interessenten sind rar, gemietet haben schon einmal der WDR und der Tanzraum Neuss. Den Rest des Jahres steht es leer. Man könnte meinen, ein gut gefülltes Globe spüle auch mehr Geld in die Kassen. Doch kommerzielle Veranstaltungen sind gar nicht erlaubt.

Der Bauverein holte zu seinem 100-jährigen Bestehen mit der Stadt und Norbert Kentrup, Mitbegründer der Bremer Shakespeare Company das Globe 1990 für das Festival nach Neuss (siehe Kasten). Finanziert wurde die Aktion mit Spenden. „Deshalb können wir dort auch nur gemeinnützige Sachen organisieren“, erklärt Kulturamtsleiter Harald Müller.

Doch auch Veranstaltungen, die keinen Gewinn machen, haben es schwer. „Es gibt keine fest eingebaute Technik und nur zwei kleine Toiletten und Duschen für die Schauspieler. Die Wetthalle muss also immer mitgemietet werden. Da kommen schnell erhebliche Grundkosten zusammen“, erläutert Müller.

Der Zeitraum, in dem man das Globe bespielen kann, sei darüber hinaus begrenzt: „Das Globe hat keine Heizung. Drinnen ist es immer so kalt wie draußen. Deshalb muss es mindestens 18 Grad warm sein.“ Veranstaltungen können also nur in den Sommermonaten zwischen Mai und Oktober stattfinden.

Dennoch bemühe sich die Stadt, das Globe so oft wie möglich zu beleben. Laut Müller gibt es immer wieder Ideen, die aber nicht finanziert werden können. „Das kostet viele Ressourcen. Die finanzielle Situation ist so, dass man sich das dreimal überlegen muss. Wir haben weder den Etat noch Personal“, erklärt der Kulturamtsleiter. Die Stadt mache lieber eine gute Veranstaltung als mehrere weniger gute: „Deshalb werfen wir unsere ganze Energie in das Festival.“

Soziale Theaterliebhaber mit dem nötigen Startkapital sollten aber nicht verzagen: „Wenn jemand eine zündende Idee und eine gute Truppe hat, sind weitere Veranstaltungen durchaus denkbar“, sagt Müller. Die Hoffnung auf ein zumindest halbjährig gut gefülltes Globe muss also noch nicht aufgegeben werden.

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