Feuerwehr: Mit Leder, Chrom und Holz

In Grefrath stehen ein Opel Blitz und ein Mercedes TLF aus den 50er Jahren.

Neuss. Der Motor schnurrt — allerdings wie eine etwas dickere Katze. In der Fahrerkabine sind Ledersitze, in Chrom eingefasste Anzeigen und Holzvertäfelungen an den Türen zu sehen. Nein, eine Limousine ist das Tanklöschfahrzeug (TLF) von Mercedes-Benz nicht.

Aber das war bei seiner Erstzulassung im Jahr 1955 auch nicht nötig. Damals war der Wagen für die Neusser Feuerwehr noch im Einsatz. Kein Komfort, sondern Funktionalität zählte auf den Fahrten zur Lebensrettung. 2500 Liter Wasser konnte das TLF transportieren. Das reicht zum Löschen eines gewöhnlichen Zimmerbrandes.

Das Tanklöschfahrzeug ist eines von drei alten Schätzchen, die die Wehr seit Jahren hegt und pflegt. Ebenfalls aus den 50er Jahren stammt der Opel Blitz LF 8, der seine Erstzulassung 1959 erhielt. Um die Pflege der Wagen kümmert sich der Löschzug Grefrath. Bei Reparaturen hilft Werkstattmeister Stefan Simons, der zurzeit das dritte historische Gefährt „in Behandlung“ hat: einen VW-Käfer von 1971, der als Kommandowagen des Amtsleiters eingesetzt wurde.

Auf Touren kommen die Feuerwehrwagen heute nur noch bei Hochzeiten oder Oldtimershows wie auf Schloss Dyck. Eine Tüv-Zulassung haben sie. Aber für die Brandbekämpfung sind sie zu alt. „Es ist schon ein großer Unterschied zwischen diesen alten und unseren modernen Einsatzwagen“, sagen Brandamtsrat Peter Schöpkens und Oberbrandmeister Dieter Rubach. Beide sind zwar schon seit 1976 bei der Wehr, waren aber selbst nie mit dem TLF oder dem Blitz zum Löschen unterwegs.

Der moderne Fuhrpark unterscheidet sich vor allem durch die technische Ausstattung. „Unsere alten Kollegen, die noch mit diesen Fahrzeugen unterwegs waren, sind immer sehr interessiert an technischen Neuerungen. Sie sagen dann oft, dass sie es schwerer hatten“, sagt Schöpkens. Bei Autounfällen zum Beispiel half damals eine Brechstange. Heute wird mit kraftvollen Hydraulikzangen gearbeitet. Auf dem Dach des Opel Blitz liegt noch eine hölzerne Steckleiter auf — heute sind die Kletterhilfen aus Aluminium.

Umgekehrt schaut sich aber auch der Nachwuchs, ob in der Ausbildung oder der Jugendfeuerwehr, die Fahrzeuge aus den 50er Jahren gern an. „Die wollen wissen, wie man früher gelöscht hat“, sagt Schöpkens. Ein Lob gibt es dann doch noch für die Oldtimer — wegen der Löschkraft des TLF: „Die Pumpleistung könnte heute noch mithalten. Die Pumpen waren robuster“, sagt Rubach.

Ob die beiden großen, roten Fahrzeuge noch lange in Neuss bleiben, ist unklar. Die Wagen sind in der Feuerwehrhalle Grefrath untergebracht. Aus Platzgründen wird jedoch derzeit überlegt, einen der beiden Oldtimer an das Deutsche Feuerwehrmuseum in Fulda abzugeben.

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