Frischer Wind für Museumsinsel Hombroich

Oliver Kruse, Bildhauer und Hochschulprofessor, ist der neue Vorstandsvorsitzende der Stiftung. Ein Gespräch über Probleme und Pläne.

Frischer Wind für Museumsinsel Hombroich
Foto: NN

Rhein-Kreis Neuss. Oliver Kruse (49) ist neuer Vorstandsvorsitzender der Stiftung Museum Insel Hombroich. Keiner kennt die Insel so genau wie er, der mit dem Gründer und Financier Karl-Heinz Müller in einem familiären Verhältnis stand und seit 17 Jahren dem Vorstand angehört. Der Bildhauer und Hochschulprofessor für Gestaltungslehre in Düsseldorf tritt ein großes Erbe an. Denn die Stiftung hat 43 schöne Gebäude, hunderte kostbarste Bilder und 70 Hektar Land, aber kein Geld, um all das zu erhalten, zu pflegen oder zu Ende zu bauen. Im Gespräch mit der WZ schildert Kruse seine Schwierigkeiten und seine Hoffnungen.

Frischer Wind für Museumsinsel Hombroich
Foto: Regina Hügli

Oliver Kruse, Vorstand Insel Hombroich

Gleich das erste Projekt, der Abraham-Bau, ursprünglich als „Haus der Musik“ konzipiert, benötigt 900 000 Euro für den Innenausbau. Kruses Aufgabe: „Die Idee, dass Musiker und Komponisten in diesem Haus proben, war schön, aber für die Fertigstellung müssen weitere Geldgeber gefunden werden. Wir suchen jetzt einen Nutzer, der das Haus mietet oder der die eine Million zahlt und dann mietfrei dort zehn Jahre wirken kann.“

Das nächste Problem ist das Graubner-Museum des verstorbenen Malers Gotthard Graubner. Kruse erklärt: „Karl-Heinz Müller baute für Graubner ein Haus und überließ es ihm zeitlebens. Dafür sollte er Werke für ein Graubner-Museum stiften. Es war ein Gentlemen’s Agreement. Was der Künstler genau hinterlassen hat, wissen wir nicht. Wir sind jedoch guten Mutes, dass die noch zu gründende Graubner-Stiftung 2015 das Graubner-Museum eröffnen kann.“

Ein zweites Museum, auf das Kruse hofft, ist die Skulpturenhalle des Bildhauers Thomas Schütte vor den Toren der Raketenstation. Kruse sieht diesen Standort als „Hommage an Hombroich“. Er hätte gern, wenn weitere ältere Kollegen diesem Beispiel Schüttes folgen würden.

Neue Ideen zu entwickeln sei nicht ganz einfach, denn die Insel Hombroich ist per Satzung und per Stiftungsurkunde relativ festgeschrieben. Kruse umreißt die Statuten: „Innerhalb des Museumsbereichs gibt es kaum Bewegungsspielraum. Die Graubnersche Hängung ist tabu. Verkaufen können wir nichts. Wir können nur durch den Ausbau vorhandener Räume neue Ausstellungsmöglichkeiten für jüngere Kollegen gewinnen.“

Kruse will die erste Etage im Tadeusz-Haus beleben, aber auch den Pavillon, den Graubner eigentlich ausmalen wollte, endlich bespielen. Hier liegt die Hoffnung auf Katharina Grosse, die jetzt zum Kuratorium gehört und als Professorin in Düsseldorf für ihre großräumigen Sprayarbeiten berühmt ist.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit befindet sich auf der Raketenstation ein Architekturmuseum im Siza-Pavillon. Hier ist eine Ausstellung von Eduardo Souto de Moura geplant. Der Pritzker-Preisträger gilt als prominenter Vertreter zeitgenössischer portugiesischer Architektur. Auch für das Pförtnerhaus und den Außenraum auf der Raketenstation hegt die Stiftung Insel Hombroich Pläne, die sie mit der Kunststiftung NRW abstimmen will.

Kruses nächste Aufgabe ist die Suche nach einem künstlerischen Geschäftsführer in der Nachfolge von Ulrike Rose, die einen Arbeitsvertrag bis Mai hatte, aber vorzeitig ausgeschieden ist. Soeben eingestellt wurde ein neuer Controller.

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