Geschichte: Römerkohorte zieht durch den Kreis

Unter dem Motto „Römermarsch 2008“ wollen acht Männer in historischen Gewändern durch die Region ziehen.

Rhein-Kreis Neuss. Eignen sich Sandalen zum Bewältigen einer mehrtägigen Marschroute? Wie lange hält ein Lodenmantel den Regen ab? Kann man mit einem Maultier die Lippe überqueren? Wie schnell rostet ein Eisenschwert? Die Römer haben es vor 2000 Jahren vorgemacht, die Römerkohorte Niederrhein möchte es bald nachmachen. "Iter Romanum MMVIII" nennt sich das Projekt; übersetzt also "Römermarsch 2008".

Gewandet in Tuniken aus Wolle und Leinen, geschützt mit Kettenhemd und Brustharnisch und ausgerüstet, wie es im 1. Jahrhundert nach Christus üblich war, so ziehen die Männer der Römerkohorte mit befreundeten Hobbyrömern durch das Land. 100 Kilometer an neun Tagen ist das Ziel.

Vom römischen Militärlager in Bergkamen-Oberaden bis zur Colonia Ulpia Traiana nach Xanten soll der Marsch führen. Welche Probleme treten auf, ist die Ausrüstung authentisch genug, um die Strapazen zu überstehen? Das gilt es herauszufinden und zwar nicht in einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung, sondern am lebenden Objekt.

Einige Trainingsmärsche hat die militärhistorische Experimentalgruppe bereits absolviert, den letzten am 14. Juni. Neun Kilometer ging es als kleine Gruppe mit Maultieren durch den Rhein-Kreis Neuss, um auf den insgesamt 100 Kilometer langen Marsch vorzubereiten. Solche Proben sind wichtig, denn sie sind grundlegend für die Experimentalarchäologie.

So probte die Römerkohorte vor einigen Wochen den Ernstfall - einen Germanenangriff - am Wachturm in Grimlinghausen. "Nächsten Samstag werden wir noch mal im Tannenbusch bei Dormagen einen Workshop abhalten und ein kleines Stück marschieren", sagt Wilhelm Smitmans, Sprecher der Römerkohorte. Der Dormagener wird im Tross mitmarschieren - als Bäcker in originalgetreuer Gewandung.

Korn mahlen, Mehlteig mischen, Fladenbrot im Lehmbackofen backen, das werden seine Aufgaben sein. "Wir wollen so authentisch wie möglich sein", sagt Smitmans. Statt Weckruf vom Handy muss morgens eine Sonnenuhr ausreichen, statt Plastiktrinkflasche gibt es Wasser aus dem Lederbeutel, dazu Kohlrabi, Möhren und Lauch.

Die Militärgruppe, nachempfunden einer Teileinheit der antiken "Legio XV Primigenia", wird aus etwa acht Soldaten bestehen. Ihnen voraus laufen die Auxiliartruppen, Hilfstruppen aus verbündeten Kelten und Germanen, die als Pioniere vorgeschickt wurden. Hinter den Militärs, die mit 10 bis 14 Kilogramm Gepäck unterwegs sind, laufen die Maultiere.

Sie kommen mit ihren Besitzern aus Koblenz und Bremen und wurden mit originalgetreuen Packsätteln ausgestattet. Ihnen folgt der zivile Tross, darunter germanische Frauen und Kinder und auch der Bäcker.

In Sichtweite zu dieser historischen Karawane werden sich Wandergruppen anschließen können. Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Projekt hatte Alexander Schneider, der Centurio und Gründer der Römerkohorte Niederrhein. Vor 20 Jahren hatte ein Historiker einen 500 Kilometer langen Marsch einer Römertruppe organisiert, "ich fühlte mich dem verpflichtet und war von der Idee fasziniert", sagt Schneider über seinen Lebenstraum, der auf das Varusjahr 2009 einstimmen soll.

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