Handelsschüler gründen fiktive Unternehmen

Kooperation zwischen Berufskolleg Weingartstraße und Amt für Wirtschaftsförderung ist in der Region bisher einmalig.

Neuss. Wer von den künftigen Schülern der Handelsschule im Berufskolleg Wirtschaft und Informatik gedacht hat, er könne sich auf zwei gemütliche Jahre einrichten, hat sich getäuscht. Nach den Sommerferien werden die zirka 100 neuen Schüler das Unternehmerdasein trainieren. Dann haben sie vier Wochen Zeit, um für „ihr“ Unternehmen einen Business-Plan aufzustellen und diesen dann auch in die Tat umsetzen.

Das Schüler-Unternehmen ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Berufskolleg Weingartstraße und der Neusser Wirtschaftsförderung und in der Region ein Novum. „Wir haben bisher zwar begleitend zur zweijährigen Berufsfachschule Praktika angeboten, aber das war uns nicht genug“, sagt Elisabeth Raaf-Bierwald, Bildungsgangsleiterin der Handelsschule und Lehrerin am Berufskolleg.

Immer wieder stellten die Lehrer fest, dass viele ihrer Schüler keine klaren Vorstellungen davon haben, was sie später beruflich machen wollen. Mit dem Projekt Schüler-Unternehmen soll sich das ändern. Am Donnerstag werden den künftigen Schülern die sechs verschiedenen Schülerfirmen vorgestellt. Dann haben die Neulinge bis zum Beginn des Schuljahres Zeit, sich für eine der Firmen zu entscheiden.

Zur Auswahl stehen neben Unternehmungen der Personaldienstleistung, des Veranstaltungs- und des Gesundheitsmanagements auch eine Schreibwerkstatt. Handwerkliches Geschick wird den Schülern im Unternehmen Green Design für Garten und Heim oder in der Fahrradwerkstatt abverlangt.

Nach der Vorstellung des Business-Plans geht es los. Die Jugendlichen übernehmen alle Aufgaben, die in einem Unternehmen anfallen. Neben einem Geschäftsführer soll es dann Schüler geben, die für die Personalplanung, das Budget oder die Materialbestellung zuständig sind — aber auch solche, die die Ärmeln hochkrempeln und tatkräftig in ihrem Unternehmen arbeiten.

„Wir waren von dem Projekt sofort begeistert“, sagt Frank Wolters, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung in Neuss. Durch diese Kooperation können die jungen Unternehmer unter anderem am Existenzgründerseminar oder dem Existenzgründer- und Unternehmertag teilnehmen. „Die Jugendlichen werden bestimmt nicht gleich nach der Ausbildung eine eigene Firma gründen, aber es ist eine gute Gelegenheit, sie nach der Ausbildung im Land zu halten“, meint Wolters.

Nach einem Jahr endet das Projekt mit einer Bestandsaufnahme und die Schüler werden ihre Unternehmen präsentieren. Eine Jury soll dann entscheiden, welche Schüler-Firma das fiktive Kapital am effektivsten eingesetzt hat.

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