Hindenburgplatz soll bleiben

Bezirksausschuss wehrt sich gegen die vorgeschlagene Umbenennung.

Neuss. Mit einem eindeutigen Votum hat sich der Bezirksausschuss (BZA) Holzheim gegen die vom Kulturausschuss einstimmig befürwortete Umbenennung des Hindenburgplatzes ausgesprochen. Lediglich fünf Mitglieder des BZA votierten für die Umbenennung, die ein SPD-Antrag anregt.

Im April 1933 hatte die damals selbstständige Gemeinde Holzheim kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg den Schulplatz umbenannt. 1947, als die Alliierten die Umbenennung entsprechender Straße und Plätze forderten, folgte man einem Erlass, wählte neue Namen — blieb aber, anders als die Stadt Neuss, beim Hindenburgplatz.

Jetzt geht es um die Umbenennung zurück in Schulplatz oder einen anderen Namen. Der Kulturausschuss, zuständig für Straßenbenennungen, hatte im Mai das Thema diskutiert. „Erdrückend und eindeutig“ sei die Quellenlage, hatte Stadtarchivleiter Jens Metzdorf in der Sitzung erläutert: Hindenburg habe aktiv gegen die Demokratie, „das verhasste pluralistische System“, gearbeitet.

Einmütig sprachen sich die Kulturpolitiker für die Umbenennung aus, beschlossen aber auch, zunächst den Bezirksausschuss Holzheim einzubeziehen und auch ein Votum der Anwohner einzuholen.

Von denen, so erläuterte es eine Anwohnerin des Hindenburgplatzes, hätten sich 19 zurückgemeldet: Drei waren für eine Umbenennung, 16 dagegen. Gegen einen neuen Namen sprächen nicht zuletzt der Aufwand und die Kosten, die mit der Adressenänderung verbunden seien. Auch der Heimatverein hatte Abstimmungslisten ausgelegt: Von 115 Unterzeichnern waren 101 gegen eine Umbenennung. Ebenso votierten die Schützen für die Beibehaltung des Namens.

In der folgenden Diskussion betonte der Ausschussvorsitzende Thomas Nickel (CDU), Hindenburg habe zunächst versucht, Hitler zu verhindern. Ihm sei es in stürmischen Zeiten um Ruhe und nationale Einheit gegangen. Viele CDU- und FDP-Mitglieder des Bezirksausschusses sprachen sich anschließend gegen die Umbenennung aus, einige lehnten es ab, „hier einen Mann zu bewerten“.

Die Einschätzung als „Steigbügelhalter Hitlers“ sei nicht zu beweisen. Verweise auf andere Städte, in denen nach wie vor Straßen, Plätze oder ein Damm nach Hindenburg benannt sind, folgten. Auch der Hinweis, bei einem Verzicht auf den Hindenburgplatz sei dann beispielsweise auch die Drususallee umzubenennen, schließlich sei der Römer ein Menschenschlächter gewesen, wurde vorgebracht.

Heinrich Köppen (FDP) nannte die Auseinandersetzung ein „importiertes Problem“ und fasste zusammen, eine Umbenennung nach Beurteilung aus heutiger Sicht sei ahistorisch.

Nach der klar ablehnenden Haltung des Bezirksausschusses muss nun der Kulturausschuss entscheiden.

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