Holocaust-Überlebende berichten im Gymnasium

Neuss. Über zwei Stunden lang war es mucksmäuschenstill in der Aula des Marie-Curie-Gymnasiums, als die beiden Holocaust-Überlebenden Gital und Michael Koifman sowie Pnina Kaufman, 1946 als Kind von Auschwitz-Überlebenden geboren, von ihren grausamen Erinnerungen berichteten.

Holocaust-Überlebende berichten im Gymnasium
Foto: Andreas Woitschützke

Zwei Jahre alt war Gital Koifman, als die Nazis 1941 ihr Heimatdorf Britaschni im damaligen Rumänien eroberten und die jüdischen Bewohner ins Ghetto deportierten. Die Stimme der 76-Jährigen ist brüchig, immer wieder muss die ehemalige Lehrerin mit den Tränen kämpfen, während sie ihre Geschichte erzählt. „Von Juni bis November waren wir unterwegs. Keiner wusste, wo es hingehen sollte, bis wir im Ghetto ankamen“, sagt sie. Unterwegs seien viele Menschen, vor allem junge Männer, getötet worden. „Wir mussten in einem bestimmten Tempo gehen. Wer sich nicht daran hielt, wurde erschossen“, so Gital Koifman. Ihre Mutter und deren gesamte Familie wurde von den Nazis umgebracht. Als die Rote Armee im März 1944 das Ghetto befreite, hatten nur ihr Vater, dessen Mutter und Schwester sowie seine mittlerweile fünf Jahre alte Tochter überlebt. „Trotzdem ist das Ende gut“, so Gital Koifman. „Mein Vater hatte genug Kraft, eine neue Existenz aufzubauen. Und ich bin seit 54 Jahren mit meinem Mann Michael verheiratet. Gemeinsam sind wir vor 40 Jahren nach Israel gegangen.“

Pnina Kaufman, die ein Jahr nach Kriegsende in Lodz geboren wurde, sagte: „Meine Eltern haben zwar Auschwitz überlebt, sind aber mental nicht rausgekommen.“ An die Neusser Schüler richtete sie eine Botschaft: „Schuld ist nicht vererbbar. Schuld gebe ich den Menschen, die damals mitgemacht haben. Aber so wie Ihr stolz seid auf Goethe, gehört auch der Holocaust zur Geschichte Eures Volkes.“

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