Im Grundsatz: Ein neues Epanchoir

Vorbehaltlich der Finanzierung soll das Bauwerk rekonstruiert werden.

Neuss. Es gibt Pläne, es gibt Vorüberlegungen und Absprachen und viel guten Willen. Nahe der Kreuzung Nordkanalallee/Selikumer Straße könnte das Epanchoir, die zu napoleonischer Zeit gebaute Wasserkreuzung von Nordkanal und Obererft, rekonstruiert werden. Ein erster Schritt ist jetzt mit einem Grundsatzbeschluss des Fachausschusses getan. Das Problem ist wenig überraschend die Finanzierung.

Das Bauwerk, ein Paradebeispiel damaliger Ingenieurkunst, entstand 1809. Napoleon hatte verfügt, den Nordkanal von der Erftmündung in den Rhein bei Grimlinghausen über Venlo bis Antwerpen anzulegen. Kompliziert wurde die Planung dort, wo die Obererft den Kanal kreuzte: Hier musste der Wasserstand im Kanal so reguliert werden, dass er über das ganze Jahr gleichmäßig blieb und auch noch das notwendige Wasser für den Betrieb der nahe gelegenen Mühlen abgeleitet werden konnte.

Ein solches Epanchoir sollte in Neuss und bei Viersen angelegt werden. Es blieb bei der Anlage in Neuss, die somit einzigartig ist und auch in der soeben zuende gegangenen Napeolon-Ausstellung in Bonn gewürdigt wurde.

Schon 1811 wurde der Bau des Nordkanals eingestellt, da war die Konstruktion in Neuss bereits fertiggestellt. Das Kanalteilstück wurde wenig genutzt und schließlich gar nicht mehr benötigt, als die Eisenbahn sich durchsetzte. Die Kanaltrasse wurde überbaut und zugeschüttet. Weitgehend verschwand das historische Bauwerk schließlich nach der Straßenverbreiterung von 1971.

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Nordkanal-Baus hatten nun die Heimatfreunde angeregt, das Epanchoir als Wasserkreuz weitgehend zu rekonstruieren. Das wurde überhaupt erst möglich, weil durch die Planungen der Augustinus-Kliniken und den teilweisen Abriss von Gebäuden das entsprechende Grundstück frei wurde.

In einem neuen Bebauungsplan ist die Rekonstruktion bereits vorgesehen. Das ist der erforderliche planungsrechtliche Rahmen. Nun ist die Finanzierung zu klären. Mit fast 600 000 Euro ist das Projekt veranschlagt. Politik und Heimatfreunde setzen auf Sponsoren und EU-Förderung. Das Land und das Rheinische Amt für Denkmalpflege haben bereits abgewunken. Sie unterstützen nur Substanzerhalt, nicht die Wiederherstellung. uda

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