Interview mit CDU-Vorsitzenden Jörg Geerlings: „Koalition wird bis 2014 halten“

Der soeben wiedergewählte CDU-Vorsitzende Jörg Geerlings hat die verlorene Landtagswahl abgehakt.

WZ: Herr Geerlings, am Montagabend gab es 88,5 Prozent Zustimmung für den CDU-Vorsitzenden: Sind Sie überrascht, erleichtert, bestätigt?

Jörg Geerlings: Zufrieden.

WZ: In Ihrer Rede sind Sie nur mit zwei, drei Sätzen auf die verlorene Landtagswahl eingegangen, Persönliches blieb außen vor. Ist das Thema abgehakt?

Geerlings: Wir haben es in der Partei bearbeitet, es gab Veranstaltungen, wir haben es diskutiert. Und dann macht man auch einmal einen Haken dran. Ja, es ist jetzt abgehakt.

WZ: Sehen Sie den Verlust des Direktmandats für Neuss als Zäsur oder Panne?

Geerlings: Da ist vieles zusammengekommen. Ich denke, wir haben unglücklich verloren. Wenn man es konsequent zu Ende denkt: Dann war es schon eine Panne. Wir wollen uns zurück kämpfen.

WZ: Ist die SPD in Neuss stärker geworden oder die CDU schwächer?

Geerlings: Weder noch. Die Landtagswahl hat ihre eigenen Gesetze. Nicht zum ersten Mal waren da die äußeren Einflüsse stärker als die Stimmungen vor Ort.

WZ: Sie sind seit 2004 Stadtverordneter. Derzeit prägt die Krise mit dem Koalitionspartner FDP die politische Agenda. Wird es eine Einigung im Streit um die Kita-Gebühren geben?

Geerlings: Ich bin da zuversichtlich.

WZ: Und wenn nicht?

Geerlings: Dann gibt es eben abweichende Meinungen. Also keine Einigung — aber kein Scheitern der Koalition.

WZ: Wird die CDU um jeden Preis an der Koalition festhalten?

Geerlings: Wenn man ordentliche Arbeit leistet, ist es sinnvoll, eine Koalition fortzuführen. Auch wenn der Koalitionsvertrag schon mal strapaziert wird. Auch beim Thema Windkraft konnten wir uns bekanntlich nicht einigen. Dann stellen wir eben auch im Einzelfall mal fest: Hier gibt es eine vereinbarte Abweichung vom Vertrag.

WZ: Also gibt es keine Schmerzgrenze?

Geerlings: Die gibt es, aber sie abstrakt zu definieren, hilft nicht weiter. Ich bin aber optimistisch, dass die Koalition bis zur Kommunalwahl 2014 hält.

WZ: FDP-Fraktionschef Köppen nennt Sie geschmeidig. Zutreffend?

Geerlings: Ich habe geschmunzelt, fühle mich aber sicher nicht zutreffend charakterisiert. Ich werde das jedoch nicht weiter kommentieren.

WZ: Sie sind erneut Parteichef, Sie sind Wahlkampfhelfer für Hermann Gröhe, Sie bereiten die Kommunalwahl 2013 vor. Das ist nicht wenig — aber ist das alles?

Geerlings: Das ist doch eine ganze Menge für dieses Jahr. Wenn Sie mir noch ein paar Seiten in Ihrer Zeitung einräumen, führe ich aber gerne die Arbeit der Neusser CDU ausführlich aus.

WZ: Was ist Ihre Perspektive: Kampf ums Bürgermeisteramt, um den erneuten Einzug in den Landtag?

Geerlings: Ich wiederhole mich. Ich werde mich zu gegebener Zeit positionieren. Wie ich es auf der Mitgliederversammlung gesagt habe: Im Strafrecht mag der Spruch gelten: „Wer früh singt, sitzt länger.“ in der Politik gilt aber: „Wer zu früh schreit, sitzt sicher nicht, jedenfalls nicht dort, wo er hinmöchte“.

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