Irre gut: Helge Schneider

Der Meister des schrägen Humors begeistert das Publikum in der ausverkauften Neusser Stadthalle.

Neuss. „Buxe voll“ heißt das aktuelle Programm von Helge Schneider, und gemäß der alten Weisheit „Mit vollen Hosen ist gut stinken“ hat Schneider jetzt sogar seinen persönlichen Leibdiener Bodo auf der Bühne der Neusser Stadthalle. Bodo reicht Tee und Instrumente und muss sich zum Dank Helges Spott aussetzen.

Dem Rest der Band geht es da nicht viel besser. Der weißhaarige Kontrabassist Rudi Olbrich erduldet in einem fort unverschämte Bemerkungen über sein angebliches Greisentum, ebenso wie schon vor 20 Jahren der legendäre Hardcore-Schlagzeuger Peter Thoms. Auch schon fast 20 Jahre alt ist Schneiders größter Erfolg „Katzeklo“, und weil er das immer noch nicht zuscharren darf, bringt er die Nummer als erste hinter sich. Anschließend sagt er zwar „und tschüs“, bleibt aber dann doch und liefert „Texas“ gleich hinterdrein.

Das Publikum bekommt „100 000 Rosen“ geschenkt, Butter reimt sich immer noch auf Mutter, und keiner soll sich am Ende beschweren, der Schneider würde die ganzen lustigen alten Sachen nicht mehr spielen. Er spielt eine Menge von ihnen. Außerdem gibt es noch all die Klassiker der Schneiderschen Bühnenkunst wie den simulierten Mikrofonausfall, die geniale Udo-Lindenberg-Parodie und die herrlich schrägen Tanzeinlagen.

Das Schöne bei einem Helge-Schneider-Abend ist aber, dass man ja noch viel mehr bekommt, nämlich obendrein noch ein tolles Konzert mit solchen Jazz-Größen wie Schlagzeuger Willy Ketzer und Bassist Rudi Olbrich, dazu den hervorragenden Gitarristen Sandro Giampietro.

Den Saxofonisten Tyree Glenn jr. hat Schneider angeblich vor 35 Jahren in seinem Geräteschuppen gefunden, und zum Dank darf der ein paar Soli spielen. Die sind so gut, dass einem sogar fast das Lachen vergeht. Aber nur fast, denn spätestens wenn der bärtige Ausdruckstänzer Sergej Gleithmann in schwarzen Strumpfhosen auf der Bühne den tanzenden Derwisch gibt, kennt der Saal kein Halten mehr. Höhepunkt ist zweifelsohne die irrsinnige Ballade von „Johnny Klaus“, der auswandert, weil seine Frau so schlecht kocht, und der nach einer unfassbar absurden Odyssee schließlich von einer Brotschneidemaschine in viele kleine Scheiben zersägt wird. Klingt irre, ist irre und gehört zum komischsten, was man sich auf deutschen Bühnen anhören kann.

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