Karate: Der Kampfschrei darf nicht fehlen

Die TG Neuss richtete die Landesmeisterschaften in Karate in der neuen Sporthalle Weberstraße aus.

Neuss. Wie US-Schauspieler Sylvester Stallone als Rocky Balboa im gleichnamigen Kino-Film (2006) hüpften sie am Samstag auf der Stelle, boxten Löcher in die Luft und bereiteten sich auf harte Kämpfe vor: Gut 100 Teilnehmer der NRW-Landesmeisterschaften wollten sich in der Sporthalle Weberstraße beim Karate-Wettkampf der Leistungsklasse für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren.

„Mit brutalem Hollywood-Kampf hat das, was sich hier auf vier Kampfmatten („Tatami“) abspielt, nichts zu tun“, sagt Simo Tolo, Trainer der Karateabteilung „Unsoi-Dojo“ der Turngemeinschaft (TG) Neuss und Wettkampfleiter des ausrichtenden Vereins. Der 47-Jährige kennt den Vergleich zwischen (Kick-)Box- und Karatesport.

Mit Vorurteilen gegenüber seiner Lieblingskampfsportart räumt Tolo schnell auf: „Zwar treten und boxen Karate-Sportler tatsächlich, aber gegenseitige Berührungen sind rein zufällig.“ Derartiger Körpervollkontakt sei sogar verboten — vom DKV, dem Deutschen Karatever-band, verteidigt Tolo den in Neuss nicht sehr verbreiteten Kampfsport. Karate sei kein angreifender, sondern ein (selbst-) verteidigender Sport, sagt der Fachmann, der sich seit 37 Jahren mit der japanischen Disziplin beschäftigt. Diese stehe für Körperbeherrschung, Konzentration und Selbstkontrolle.

Völlig unkontrolliert und aus dem Bauch heraus darf lediglich der Kampfschrei kommen. „An der richtigen Stelle allerdings. Und fehlen sollte er auch nicht, das gibt Punktabzug“, sagt Vanessa Schlegel — eine, die es wissen muss. Ist die 19-Jährige doch gerade von ihren zuständigen Kampfrichtern — fünf offiziell gekleideten Anzugträgern pro Tatami — bewertet worden.

Den ersten Platz hat die strahlende Wettkämpferin mit ihrem dreiköpfigen Team im „Kata“ belegt. „Kata“, eine von zwei Kategorien der Meisterschaften, ist ein synchroner Schattenkampf gegen imaginäre Gegner. Im „Kumite“ dagegen, der zweiten Meisterschaftskategorie, treten die Wettkämpfer dann gegeneinander an. Und beides wird in Einzel- wie Gruppenwettkämpfen absolviert.

„Wir haben uns für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert, die am 17. und 18. März in Erfurt stattfinden“, sagt Vanessa Schlegel vom TUS St. Arnold aus Neuenkirchen erfreut.
Sie ist mit sechs weiteren Startern, einem Betreuer und ihren Eltern aus der Nähe von Münster angereist. „Damit nicht immer dieselben Spieler weite Anfahrtwege haben, sorgt der Veranstalter, der Karate-Dachverband NW in Duisburg, mit einem rotierenden System innerhalb von Nordrhein-Westfalen für Gerechtigkeit“, sagt Simo Tolo.

„Dieses Jahr haben wir mit der TG Neuss den Zuschlag bekommen. Vor allem wohl wegen der neuen Turnhalle: Sie ist hell und groß und eignet sich hervorragend für die Austragung der Meisterschaften.“

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