Kein Ende der Gänse-Story

Etwa 100 Exemplare der geschützten Schneegänse sorgen weiterhin für Schmutz im Naherholungsgebiet.

Neuss. Es sind zu viele, und sie verdrängen die heimischen Artgenossen. Sie hinterlassen Kot in Mengen, tragen zum extremen Algenwuchs im Teich bei und werden immer noch gefüttert.

Und: Weil die Schneegänse — außerhalb des Neusser Nordens jedenfalls — selten vorkommen, sind sie ganzjährig geschützt. Das Schneegans-Problem in der Furth ist immer noch nicht gelöst.

Im vergangenen Sommer musste sogar der Kinderspielplatz wegen der Kot-Verschmutzung gesperrt werden. Weil das Gras in der Grünanlage nicht mehr ausreicht, wandern die Gänse längst auch über die Viersener Straße in Richtung der angrenzenden Vorgärten.

Auch wenn in diesem Sommer etwas weniger Schneegänse nach Neuss gekommen sind als vor einem Jahr, werden doch wieder etwa 100 Tiere gezählt. Die Bindung an das Jröne Meerke ist eng: Bei ihren ersten Flugversuchen speichern die Jungtiere den Platz ihrer Geburt sozusagen fotografisch ein — und kehren immer wieder zurück.

Da will denn auch die Stadt ansetzen und noch flugunfähige Jungtiere umsiedeln. Das Problem: Noch ist im Kreis kein geeignetes Grundstück mit Gewässer gefunden.

Selbst wenn für das kommende Jahr ein solches Schneegans-Terrain ausgemacht wäre, braucht es Geduld. Zwar werden die dann geborenen Gänse in den Folgejahren dorthin zurückkehren. Die „Elterngeneration“ aber werde zuverlässig weiterhin das Jröne Meerke ansteuern, berichtet der Gänseexperte Johann Mooij von der Biologischen Station Wesel. Bis zu zehn Jahre kann es dauern, bis die letzten Schneegänse verschwunden sind.

Parallel zum Umsiedlungsplan verfolgte die Stadt eine weitere Anti-Gänse-Aktion: Kurz vor dem Schlüpfen sollten die Eier aus den Gelegen entnommen werden. Doch als die Genehmigung dazu endlich auf dem Tisch lag, waren die meisten Gänse gerade ein, zwei Tage zuvor geschlüpft.

Im kommenden Jahr soll die Aktion ein zweites Mal beantragt werden, berichtet Stefan Diener, Chef des Grünflächenamts. So blieb in diesem Jahr nur die Installation von niedrigen Zäunen hin zur Viersener Straße und rund um den Spielplatz. Die meisten Gänse hält das ab, das eigentliche Problem bleibt. „Sie gehören einfach nicht hierher“, sagt Diener.

Gerade erst haben seine Mitarbeiter Algen aus dem Teich geholt, auch das ist keine nachhaltige Aktion. Eine Entschlammung, die Abhilfe schaffen würde, kostet bis zu 400 000 Euro, eine Mineralisierung, bei der dem Schlamm Sauerstoff zugeführt wird, ist preiswerter, geht aber ebenfalls in den sechsstelligen Bereich.

Die Akte „Schneegans“ kann wohl noch lange nicht geschlossen werden. Zumindest für diesen Sommer aber wird bald Schluss sein mit dem Gänsetreiben. „Ende Juli werden sie sich vom Acker machen“, vermutet Diener.

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