Klangvoller Königsmord

Stockholmer Ensemble begeistert mit Macbeth stimmlich und darstellerisch.

Neuss. Im Bühnenhintergrund lauern die drei Hexen, die Macbeth ins Verderben stürzen werden. Doch nicht sie eröffnen mit ihren berühmten, verhängnisvollen Prophezeiungen den Macbeth im Globe, sondern Lady Macduff mit einem wunderschön gesungenen, zarten Prolog. Die Lady trägt sichtbar ein Kind unter dem Herzen und symbolisiert all die Unschuld und Friedfertigkeit, die Macbeth im Laufe des Abends zerstören wird. Schon treffen die Hexen auf der Heide zusammen und das Drama um Verrat, Mord Schuld und Schicksal nimmt seinen Lauf.

Die Inszenierung des Stockholmer Ensembles Romeo och Julia Kören unter Leitung von Benoît Malmberg ist rasant. Die Handlung wird mit fragmentarisch eingesetzten Textpassagen erzählt, und wem das Drama nicht vertraut ist, der wird relativ aussichtslos versuchen, dem Geschehen zu folgen. Wer aber mit dem Text vertraut ist, sitzt atemlos vor dieser kraftvollen und gelungenen Umsetzung ins Musiktheater. Die Einbettung von Musikstücken der Renaissance aus der Feder von Josquin Desprez (1450 -1521) ist stimmig und die gesangliche und darstellerische Leistung des Chor-Ensembles beeindruckend.

Die „I’ve done the deed“-Szene (Ich habe die Tat begangen), in der Macbeth nach dem vollbrachten Mord an König Duncan blutverschmiert mit den Tatwaffen zu seiner Lady zurückkehrt, wird von einem insistierenden Chor begleitet. Das Stück „Guillaume e se va chauffer“ mit seinen immer wiederkehrenden Textzeilen unterstreicht das unumkehrbare Schicksal und die Schuld, die das Paar nun auf sich geladen hat.

Ein gelungener Einfall ist auch die Einbettung eines „Stücks im Stück“ in Anlehnung an die „Mausefalle“ aus dem Hamlet. Hier sind es zwei Schauspieler, die am Abend des großen Banketts den Gästen die Szenen der Mordnacht vorspielen. Unklar bleibt, ob dies wirklich geschieht oder ob es sich nur um ein Produkt der überreizten Nerven des Mörders Macbeth handelt.

Dem Stück wird der Chor trotz der arg gerafften Handlung gerecht. Die suggestive Kraft der Musik reicht aus, um die Doppelbödigkeit der Charaktere und die unterschiedlichen Bedeutungsebenen der Handlung erfahrbar zu machen. So wird auch verziehen, dass die Aussprache der Schweden den Text teilweise etwas schwer verständlich macht. Der donnernde und lang anhaltende Beifall des Publikums belegt dies jedenfalls.

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