„Kreis braucht ein schlüssiges Spitzensportkonzept“

Der TC Blau-Weiß Neuss schaltet sich in Insolvenzdebatte ein. Neue Firma übernimmt Liga-Betrieb.

Neuss. Die Zeiten des Mäzenatentums im Sport neigen sich dem Ende entgegen. Sich nur einem großen Sponsor auszuliefern, ist für einen Verein nicht mehr zeitgemäß und riskant obendrein. Das hat auch der Tennis-Bundesligist TC Blau-Weiß Neuss erkannt und legt die Durchführung des Spielbetriebs, die Talentförderung sowie die Betreuung und Akquise von Sponsoren in die Hände der neu gegründeten Management-Firma Orange Blue.

„Das geschieht nicht zuletzt, um den Verein, der damit die finanzielle Verantwortung abgibt, zu schützen“, sagt Udo Titz, einer von drei Gesellschaftern bei Orange Blue. Das wirtschaftliche Ziel: „Sich breit aufstellen und lieber viele kleine Sponsoren gewinnen“, präzisiert Titz.

Sportlich will der TC Blau-Weiß in der kommenden Saison „eine gute Rolle“ spielen, sagt der Vorsitzende Jochen Hierl: „Für ganz oben wird es nicht reichen, wir haben nicht wie Aachen, Halle oder Düsseldorf Stars in der Hinterhand, wenn es darauf ankommt.“ Und wie so oft in der Vergangenheit müssen die Neusser wohl auch wieder Spieler, die an der Jahnstraße gereift sind, an zahlungskräftigere Klubs abgeben: Julian Reister ist bei Aachen, Robin Haase und Potito Starace sind bei Halle im Gespräch. Teammanager Marc Raffel hofft, zumindest Tobias Kamke überreden zu können, weiter für Neuss aufzuschlagen.

Überhaupt nicht nachvollziehen kann Hierl die Entscheidung der Stiftung Sport des Kreises, dem TC den jährlichen Zuschuss für die Nachwuchsarbeit komplett zu streichen. „Uns wurde gesagt, man wolle sich auf Einzelsportler mit Medaillenchancen konzentrieren“, bedauert Hierl.

Vor dem Hintergrund der Insolvenz des DHC Rheinland setzt der Blau-Weiß-Vorsitzende dennoch Hoffnungen in den vom Kreis geplanten Runden Tisch für die Profisport treibenden Vereine. „Das kann aber nur funktionierten, wenn wirklich alle aus Politik, Wirtschaft und den Vereinen mitmachen“, sagt Hierl. Nur mit einem schlüssigen Spitzensportkonzept könnten die Top-Vereine auch weiterhin als Standortfaktor dienen, ist der TC-Vorsitzende überzeugt.

Der Kader des Bundesligisten nimmt ungeachtet dessen Formen an. Gehalten werden konnten Daniel Gimeno-Traver, Andreas Haider-Maurer, Jesse Huta-Galung, Flavio Cipolla und Albert Ramos-Vinolas. Von den Neuzugängen verspricht sich Raffel besonders von dem Argentinier Federico Del Bonis (20) und dem Finnen Micke Kontinen (18) viel. Beide würden über großes Potenzial verfügen und könnten in Neuss wie so viele andere Spieler vor ihnen (Gustavo Kuerten, Rafael Nadal, Stanilas Wawrinka) vom Geheimtipp zum Star werden.

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