Künstler bekommen Besuch

Mehr als 200 Kunstschaffende haben sich in ihre Ateliers schauen lassen.

Neuss. Rekordbeteiligung bei der Aktion „Arbeitsplatz Kunst“ am Wochenende im Rhein-Kreis Neuss: 202 Künstler haben bei der elften Auflage der Aktion „Arbeitsplatz Kunst“ mitgemacht — so viele wie noch nie. Und auch beim Publikum erfreut sich die Aktion, bei der man den Zeichnern, Malern, Fotografen oder Bildhauern beim Arbeiten direkt über die Schulter schauen kann, großer Beliebtheit.

„Ich habe mich richtig gewundert, dass bereits am Samstag so viele Besucher hier waren“, sagt Carola Eggeling. Die Bildhauerin, schafft wunderbare Skulpturen, unter anderem aus Bronze und Alpaka, einer Kupfer-Nickel-Zink-Legierung. Ihr Werkraum liegt im Atelierhaus auf dem Hafengelände an der Hansastraße, das auch 27 weiteren Künstlern Platz bietet.

Für das Publikum ist das Atelierhaus während der Aktion, an der sich neben Neuss inzwischen noch sechs weitere Städte des Kreises beteiligen, eine beliebte Anlaufstelle. Es kommen Kunstkenner, die sich die neuesten Arbeiten anschauen wollen, genauso wie Menschen, die sich bisher eigentlich nicht für Kunst interessiert haben, aber dennoch gerne den Entstehungsprozess eines Werks erleben möchten.

„Besucher, die sich für Bildhauerei interessieren, möchten meist erfahren, wie bestimmte Arbeitsvorgänge des Gusses ablaufen, oder sie fragen mich nach der Inspirationsquelle“, sagt Eggeling. Zwar kann man der Bildhauerin an diesem Wochenende nicht direkt bei der Arbeit zuschauen, da der Umgang mit Gips sehr staubig ist und sie vorher auch die fertigen Skulpturen abdecken müsste, aber sie nimmt sich viel Zeit, die Fragen der Besucher zu beantworten. Vor allem freut sich Eggeling über den Besuch junger Familien, denn auf diesem Wege würden auch die Kinder in die Welt der Kunst eingeführt.

Spannend ist auch ein Besuch im Atelier von Renate Ingeborg Königs. Hauptsächlich schafft Königs Formen aus Porzellan und Ton, die sie zu großartigen „geometrischen Raumkörpern“ zusammenfügt. In ihrem Werkraum staunten die Besucher über die vielen Regale voll von gebrannten Porzellanstücken, die auf ihren Einsatz warteten. Einen direkten Einblick in den Schaffensprozess hatten auch die Gäste des Ateliers von Jennifer Schulz und Simone Klerx.

Während Schulz den Gästen die verschiedenen Entstehungsprozesse ihrer abstrakten, großformatigen Bildern erläuterte — also das Auftragen des Gipses auf die Leinwand, die Bearbeitungs- und Trocknungsphase und das anschließende Anbringen von Tusche, Acryl oder Lack — konnte man Klerx beim Malen direkt über die Schulter schauen. Beide Malerinnen finden die Aktion „Arbeitsplatz Kunst“ nicht nur für Besucher, sondern auch für die Künstler wichtig. „Ein Künstler braucht nun mal sein Publikum. Wer seine Bilder nur in der Garage malt und sie niemanden sehen lässt, ist ja auch kein Künstler“, findet Schulz.

Wer Maler bislang als flatterhafte unstete Wesen gesehen hat, den belehrten die Malerinnen eines besseren. „Als Maler muss man sich auf das Malen fokussieren, ähnlich wie es japanische Schwertkünstler vor ihrem Kampf tun“, erklärte Schulz. Das Malen an sich müsse immer wieder kultiviert werden. Da könne man sich nicht mal eben alle zwei Wochen vor die Leinwand stellen.

Simone Klerx schätzt an den Tagen der offenen Ateliers die Möglichkeit, mit Besuchern ins Gespräch über ihre Bilder zu kommen. „So bekommt man Distanz zu seinen Werken und schafft auch mal einen neuen Blickwinkel.“

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