Lautstarker Protest für mehr Lohn

Rund 3000 Demonstranten kamen am Mittwoch zu der Kundgebung am Neusser Markt.

Neuss. Mit Banjo, Teufelsgeige und dem Evergreen „Ring of Fire“ eröffnet die Band Fair Play am Mittwochmittag auf dem Markt die Kundgebung von Komba, der Fachgewerkschaft für Beschäftigte im öffentlichen Dienst, sowie des DBB Beamtenbundes, der Interessenvertretung für Beamte und Tarifbeschäftigte.

Um die 3000 Erzieherinnen, Müllwerker, Straßenwärter oder Krankenschwestern sind dem Aufruf der Gewerkschaft zum Warnstreik gefolgt und haben das öffentliche Leben in vielen Bereichen lahmgelegt. Straßenbahnen fahren nicht, die Stadtverwaltungen im Kreisgebiet verrichten zum Teil nur eingeschränkten Dienst, auch einige Kindertagesstätten bleiben geschlossen.

6,5 Prozent mehr Lohn, das ist die Forderung der Gewerkschaften für den öffentlichen Dienst, „und das ist mehr als fair“, betont Frank Stöhr, Verhandlungsführer bei den Tarifverhandlungen.

„Wir seien zu schnell, zu sehr auf Konfrontation aus und zu laut“, gibt er im Verlauf seiner Rede mit zunehmend versagender Stimme die Vorwürfe der Arbeitgeberseite wieder. Doch seine letzten Worte gehen in dem gellenden Protest-Konzert von hunderten Trillerpfeifen unter.

Während einige der Demonstranten sich schon bald erschöpft in einem der Straßencafés niederlassen und andere die kostenlose Suppe probieren, wird Straßenwärter Frank Nichtitz nachdenklich: „Früher galten die Menschen noch als das Kapital einer Firma, doch diese Zeiten sind lange vorbei. Heute wird nur noch Personal eingespart, obwohl wir längst am untersten Ende angekommen sind — auch mit unserem Gehalt.“

Und dann wird der Arbeiter richtig ärgerlich: „Wenn ich schon das mit dem Ehrensold höre. Alle, die wir hier sind: Wir hätten einen Ehrensold verdient.“

Währenddessen hat Frank Stöhr rhetorisch zu alter Stärke zurückgefunden: „Tausende an Euro wurden in der Automobilbranche im vergangenen Jahr an Erfolgsprämien ausgeschüttet. Und wenn wir 200 Euro mehr fordern, wird der Untergang des öffentlichen Dienstes heraufbeschworen.“

Er prangert die Bildung einer Parallelgesellschaft an: Einige wenige würden vom Aufschwung profitieren, während die große Mehrheit dumm aus der Wäsche gucke. „Am Montag folgt die zweite Verhandlungsrunde. Dann werden wir sehen, ob die Arbeitgeber bei ihrer Hinhaltetaktik bleiben. Wir fordern ein Angebot, über das sich zu verhandeln überhaupt lohnt“, sagt Stöhr.

Ein letztes Mal noch werden die Fahnen geschwenkt und die Schilder in die Höhe gereckt. Die dort formulierten Botschaften sind meist bitter, ein Schmunzeln bleibt beim Betrachter dennoch nicht aus. „Arbeitest du noch oder bettelst du schon?“, heißt es da zum Beispiel.

Nach einer Stunde ist alles vorbei. Der Tross verlässt den Markt in Richtung Schützenplatz, wo die Busse warten. „Aber das war nur der Auftakt und nicht das Ende der Fahnenstange. Wir kommen notfalls wieder“, kündigt der Komba-Bundesvorsitzende Ulrich Silbereisen an.

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