Leo Fauser: Gehörlos und erfolgreicher Leichtathlet

Leo Fauser ist sieben, gehörlos und zweifacher deutscher Vizemeister.

Leo Fauser: Gehörlos und erfolgreicher Leichtathlet
Foto: Geer

Neuss. Leo Fauser trainiert auf der Ludwig-Wolker-Anlage den 50-Meter-Lauf, wie jeder andere Junge in seiner Leichtathletikgruppe der DJK-Rheinkraft. Nur zwei kleine Plastikbügel hinter den Ohren unterscheiden den Siebenjährigen von den anderen Kindern. Leo ist von Geburt an gehörlos.

Leo Fauser: Gehörlos und erfolgreicher Leichtathlet
Foto: Anja Geer

Mithilfe dieser Hör-Implantate kann er am normalen Training teilnehmen, so wie der Junge aus Rosellen auch eine Regelschule besucht. Seine sportlichen Erfolge können sich sehen lassen: Erst im März gewann Leo zwei Silbermedaillen bei den Deutschen Gehörlosenmeisterschaften im 50- und 800-Meter-Lauf. „Die 800 Meter sind meine Lieblingsdisziplin“, sagt der Junge.

Leo Fauser: Gehörlos und erfolgreicher Leichtathlet
Foto: Geer

In der Schule nimmt Leo am normalen Unterricht teil. Er sitzt in der ersten Reihe, und damit er wirklich alles versteht, trägt seine Lehrerin ein Funkgerät bei sich. Als Leo fünf Monate alt war, stellte sein Kinderarzt einen Hörverlust von rund 100 Dezibel fest. Damit gilt er medizinisch nicht mehr als schwerhörig, sondern als gehörlos. „Die Einschränkung ist wirklich enorm. Leo könnte einen neben sich startenden Hubschrauber nicht hören“, erklärt seine Mutter Janina Luberichs-Fauser.

Mit gerade einmal zehn Monaten unterzog sich Leo einer schweren Operation. Ein CI-Implantat, das in die Schädeldecke eingesetzt wird und den Hörnerv stimuliert, konnte einen Großteil seines Hörvermögens wiederherstellen. Zahlreiche Therapiestunden beim Logopäden haben dazu geführt, dass Leo heute ganz normal sprechen kann. Da er mit den CI-Implantaten aufgewachsen ist, konnte er auf die Gebärdensprache verzichten.

Umso ungewöhnlicher waren Leos erste Erfahrungen bei den Deutschen Gehörlosen-Meisterschaften in Bielefeld. In den Wettkämpfen ist es Vorschrift, Hörgeräte abzulegen. Auch Leos Implantate funktionieren ohne die externe Empfängerspule nicht. „Ich hatte besonders Angst, dass ich den Start verpasse, weil ich den Schuss nicht höre“, gesteht der Nachwuchsathlet. Er hat stattdessen den Rauch gesehen — und hervorragende Ergebnisse in der Altersklasse U-10 erzielt. Dreimal konnte er seine Bestleistungen einstellen und zwei Silbermedaillen mit nach Hause nehmen.

Erst seit Anfang des Jahres ist der Siebenjährige Mitglied in der neuen Gehörlosen-Abteilung der DJK Rheinkraft Neuss. Dass Leo mit an Bord ist, verdankt sein Trainer Guido Kluth einem Zufall: „Leo hat den Erftflitzerlauf bei uns gewonnen. Einer meiner Athleten sah, dass Leo ein Hörgerät trug, und merkte sich die Startnummer.“

Vom deutschen Gehörlosensportverband (GSV) hatten Leo und seine Familie noch nichts gehört. „Jeder Körperbehinderte weiß um den paralympischen Verband, aber nicht jeder Gehörlose kennt den Gehörlosensportverband“, sagt Kluth. Umso glücklicher ist er, dass er Leo für seine Abteilung gewinnen konnte. Auch Leo ist dank seiner Erfolge bei der Deutschen Meisterschaft motivierter denn je. Neben den normalen Wettkämpfen will er unbedingt wieder im Gehörlosenbereich antreten, um seine Medaillen zu verteidigen: „Das nächste Mal mache ich auf jeden Fall wieder mit“

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