Literaturprojekt: Zwei Wochen sieht Neuss „Rot“

Zum Auftakt las Uwe Timm aus seinem Roman.

Neuss. Mit einer Lesung des Autors Uwe Timm startete jetzt im Rheinischen Landestheater das Literaturprojekt „Eine Stadt liest ein Buch“. Zwei Wochen lang gibt es 29 Veranstaltungen an 20 Orten.

Darunter sind die Mittagspausen-Lesung mit einer Einführung in Leben und Werk des Autors in der Stadtbibliothek oder eine Schreibwerkstatt für Jugendliche im Stadtarchiv.

„Ziel ist es, möglichst viele Neusser dazu zu bringen, das gleiche Buch zu lesen und darüber ins Gespräch zu kommen“, sagt Ursel Hebben von der Stadtbibliothek. Das ist den Initiatoren bei der Premiere im vergangenen Jahr mit dem Roman „Der Ernstfall — Innenansichten eines Krieges“ des Neussers Dieter Wellershoff gelungen. 550 Lesefreunde kamen bei 30 Veranstaltungen zusammen.

Auf ein ähnlich großes Interesse hoffen die Veranstalter jetzt. Als Lektüre wurde der Roman „Rot“ von Uwe Timm gewählt. „Diesmal haben wir uns gegen ein autobiografisches Buch entschieden und stattdessen den Abschuss der Trilogie Timms über die literarische Aufarbeitung der deutschen Studentenbewegung ausgewählt“, erklärte Alwin Müller-Jerina, Leiter der Stadtbibliothek.

Timm, der 1940 in Hamburg geboren wurde und 1971 über Albert Camus promovierte, ist ein renommierter Schriftsteller mit großem Oeuvre.

In seinem Roman „Rot“ geht es um den Alt-68er Thomas Linde, der als Beerdigungsredner arbeitet. Der Wunsch eines ehemaligen Kommilitonen, Linde möge eine Grabrede auf ihn halten, versetzt ihn in Aufruhr.

Auf Spurensuche in der Wohnung des Verstorbenen stößt er auf Pläne zur Sprengung der Berliner Siegessäule und auf ein Sprengstoffpaket. Die Geschichte wird in einem nicht chronologischen Rückblick von Thomas Linde erzählt, der nach einem Autounfall im Sterben liegt.

Die Farbe Rot spielt eine zentrale Rolle. „Es ist die erste Farbe, die ein Neugeborenes wahrnimmt, und die letzte, die wir sterbend sehen“, sagt Linde im Buch. Timm erläuterte, die Figur des Grabredners habe es wirklich gegeben. „So entstehen die meisten meiner Charaktere. Sie müssen mich über Jahre verfolgen, bis ich sie in einem Buch verwende“.

Neben „Rot“ werden beim Lesefestival auch Timms Bücher „Halbschatten“ und „Freitisch“ vorgestellt und die Verfilmungen von „Eine Hand voll Gras“, „Rennschwein Rudi Rüssel“ und „Die Entdeckung der Currywurst“ gezeigt.

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